Irak: Doppel-Bischofsweihe als Zeichen der Hoffnung
Die doppelte Bischofsweihe bestätige die „Dynamik und Vitalität" der christlichen Gemeinschaft, die imstande sei, die „tausend Herausforderungen“ dieser Tage zu bewältigen, erklärte Kardinal Sako nach Angaben der katholischen Nachrichtenagentur asianews. Die neuen Bischöfe sollten die Einheit der chaldäischen Kirche und auch die Stabilität des Iraks stärken, als Beitrag zum Frieden und Fortschritt im kriegsgebeutelten Land.
Retter des christlichen Gedächtnisses
Der neue Erzbischof von Mossul, Michael Najeeb Moussa, wurde weltbekannt als der Retter der antiken Manuskripte des mesopotamischen Raums, die für die ganze Christenheit und auch für andere Religionen von großer Bedeutung sind. Als die IS-Terroristen im Sommer 2014 Mossul überfielen und Armee und Polizei ihr Heil in der Flucht suchten, sorgte Najeeb in Erbil nicht nur für die Flüchtlinge aus der Stadt am Tigris, sondern auch für die Evakuierung der kostbaren Handschriften nach Karakosch sowie später nach Erbil.
An der Bischofsweihe in der St.-Josephs-Kathedrale in Bagdad nahmen neben tausenden Gläubigen auch Bischöfe aus allen Teilen des Iraks teil. Auch Botschafter, Regierungsmitglieder und Führer des schiitischen und sunnitischen Islams im Irak waren dabei.
Muslime froh über christliche Autorität
Najeebs Ernennung und Weihe sei für das von den IS-Terroristen zerstörte und nach der opferreichen Befreiung am Boden liegende Mossul eine „Quelle der Hoffnung“, hob Sako hervor. Auch viele Muslime hätten ihm mitgeteilt, wie froh sie seien, dass es in der Tigris-Metropole wieder eine christliche Autorität gebe. Der neue Erzbischof müsse ein Unterpfand des „Vertrauens auf die Zukunft“ in einer Umgebung sein, die nur mühevoll die Spuren enormer Zerstörung überwinde.
Moussa habe enorm viel Verantwortung zu tragen, könne aber als gebürtiger Mossuler mit guten Vernetzungen in der Stadt auch sehr viel erreichen, vor allem in der Verbesserung der Beziehungen zwischen Christen und Muslimen. Besonders die Versöhnung und die Wiederherstellung des verloren gegangenen Vertrauens unter der Stadtbevölkerung nach der IS-Gewalt seien die Herausforderungen für Najeeb, betonte der Patriarch.
Der chaldäische erzbischöfliche Sitz von Mossul war seit 2015 vakant, nachdem der damalige Erzbischof Emil Shimoun Nona zum Oberhaupt der chaldäischen Katholiken in Australien - wo es eine große Diasporagemeinde gibt - ernannt worden war. Nona war in Mossul Nachfolger des Märtyrer-Bischofs Paulos Faraj Rahho, der von Islamisten im Jahr 2008 ermordet wurde.
Vom Tierarzt zum Weihbischof
Gemeinsam mit Moussa wurde auch der 45-jährige Robert Jarjis zum Bischof geweiht. Er absolvierte vor dem Theologiestudium eine Ausbildung zum Tierarzt. Sieben Jahre war er Pfarrer in der Mariä-Himmelfahrt-Gemeinde im Bagdader Stadtteil Mansur, seit wenigen Monaten dann Dompfarrer an der Josefskathedrale der irakischen Hauptstadt.
Für den Kardinal-Patriarchen Louis Raphael Sako ist die doppelte Bischofsweihe am Freitag ein Zeichen für die allgemeine Verbesserung der Lage im Irak. Freilich seien die Probleme im Bereich der Wirtschaft, vor allem die Arbeitslosigkeit, weiter sehr schwerwiegend. Aber es gebe positive Entwicklungen wie die kontinuierliche Rückkehr der christlichen Vertriebenen und Flüchtlinge nach Mossul und in die Kleinstädte und Dörfer der Ninive-Ebene, erklärte er gegenüber asianews.
(kap - ck)
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