Weltjugendtag in Portugal: Ein lang gehegter Traum wird wahr
„Ich freue mich sehr, weil wir lange auf diesen Moment gewartet haben", sagte uns der Kardinal. „Und ich freue mich nicht nur für Lissabon, sondern für alle portugiesischen Diözesen. Wir hatten den Wunsch, den Weltjugendtag bei uns zu haben, und jetzt ist das möglich. Unser Traum ist wahr geworden.“
In der Jugend Portugals gibt es viel missionarischen Geist, erzählt uns der Patriarch-Erzbischof von Lissabon, der gleichzeitig Vorsitzender der Bischofskonferenz ist. „Die jungen Leute gehen in andere Landesteile, um die Woche mit den Menschen zu verbringen und das Evangelium und das christliche Leben zu teilen, und kommen in die Schule zurück mit der Lust, Evangelium und Evangelisierung zu machen. Während der Ferien beteiligen sie sich an Diensten für Bedürftige, sie bringen viel guten Willen mit. Und mit diesem Zusammenspiel zwischen dem Willen der Bischofskonferenz und dem Bestreben der jungen Menschen wird der Weltjugendtag sehr gut gelingen.“
Eine Besonderheit dieses Weltjugendtages am südwestlichsten Ende Europas sieht der Kardinal jedoch auch in der Tatsache, dass viele portugiesisch-sprachige Afrikaner Lissabon und Portugal als Anlaufstelle gewählt haben, um mit einer vertrauten Sprache ein neues Leben unter besseren Voraussetzungen zu beginnen: „Angola, Mosambik, Guinea, Kapverden… alle werden dort sein, weil sie schon da sind, in Lissabon… in ihren Ländern werden diese Tage sehr wichtig sein und sie werden durch diese euro-afrikanische Komponente geprägt sein."
In den Medien wurde bereits vor der Ausrufung Lissabons als nächster Austragungsort für den WJT spekuliert, dass das katholische Großereignis nach Portugal kommen könnte – doch in der Gerüchteküche ganz vorne hielt sich hartnäckig der Marienwallfahrtsort Fatima, auf der ganzen Welt als Anziehungspunkt für Gläubige bekannt. Dem werde auch der Weltjugendtag Rechnung tragen, versichert Kardinal Manuel José Macário do Nascimento Clemente:
„Alles in Portugal, die Frömmigkeit, die Spiritualität, die Sensibilität sind sehr eng mit der Madonna von Fatima verbunden, und deshalb wird auch Fatima in Lissabon anwesend sein.“ Wie genau das aussehen wird, hat der Gastgeber des kommenden Weltjugendtages allerdings noch nicht verraten.
Auch für Pater José Manuel Pereira de Almeida, Theologe und stellvertretender Rektor der Katholischen Universität Portugals, ist klar: die Ankündigung, dass der nächste Weltjugendtag nach Portugal kommen wird, hat zunächst einmal einfach Begeisterung ausgelöst. Im Gespräch mit Vatican News versucht er, die Erwartungen der Jugendlichen und der Ortskirche in Worte zu fassen.
„Für uns ist es eine Freude, dass der Weltjugendtag hier in Lissabon stattfinden kann: sowohl für die Kirche als auch für die Jugend in Portugal, in diesem äußersten Teil Europas, aber auch für die portugiesisch-sprachigen Afrikaner, die leicht zu uns finden. Ich denke, es ist eine außerordentliche Gelegenheit, und wir müssen daran arbeiten, dass dieses Ereignis das sein kann, was es sein soll: die Begegnung zwischen uns, mit dem Papst und mit dem Herrn Jesus, der uns aufruft, in unserer Zivilisation mit Mut, mit Glauben und im Dienst für das Leben und die Hoffnung aller gegenwärtig zu sein.“
Zwar sei der Papst mittlerweile überall und für alle durch die Medien präsent, dennoch könne eine persönliche Begegnung mit dem Kirchenoberhaupt eine wichtige Etappe für die Kirche und die Jugendlichen darstellen, zeigt sich der portugiesische Geistliche überzeugt.
„Meiner Meinung nach kann diese Gelegenheit, die Nähe des Papstes und seine Zugewandheit zu spüren und die Botschaft des Evangeliums von ihm zu hören, eine Wiederbelebung der Glaubenserfahrung bewirken. Wir haben nicht den Säkularismus, der in anderen Teilen Europas existiert, aber in den Großstädten beginnt das Phänomen der Gleichgültigkeit um sich zu greifen. Der Dialog mit dieser Situation kann sehr, sehr wichtig sein.“
Der Papst werde in Portugal einerseits eine traditionsorientierte Kirche vorfinden, also „mit dem einfachen Glauben der Menschen verbunden“, die beispielsweise die Botschaft von Fatima als Sicherheitsanker verstünden, so die Einschätzung von Pater José Manuel:
„Andererseits wird er aber auch eine Möglichkeit vorfinden, eine Kirche zu erneuern, die dem Evangelium näher sein möchte, einfacher, und mehr im Einklang mit den Appellen, die der Papst in verschiedenen Schriften an uns gerichtet hat; sie ist eine Kirche der Armen auf dem Weg nach draußen, eine Kirche, die hofft, im täglichen Leben tatsächlich evangelischer zu sein. Kleine Gemeinschaften, aber voller Leben und missionarischem Sinn.“
Genau diesen missionarischen Sinn unterstreicht auch Alexandre Awi Mello, Sekretär des Dikasteriums für Laien, Familie und das Leben, im Gespräch mit unseren Kollegen. Es sei es auch für ihn und sein Dikasterium „eine echte Freude“, den Weltjugendtag wieder in Europa zu erleben:
„Wir werden den Weltjugendtag wieder mit offenen Armen in Europa empfangen. Und auch wir im Dikasterium freuen uns sehr darüber, dass die portugiesische Regierung und die Kirche in Portugal, die eine Tradition der Evangelisierung hat, offen sind für den Empfang von Jugendlichen aus der ganzen Welt für diese Ausgabe des Weltjugendtages.“
Die Frage, warum sich der Papst nach so langer Wartezeit ausgerechnet für Lissabon entschieden habe, könne er selbst nicht genau beantworten, gesteht der Vatikanverantwortliche ein: „Das ist schwer zu sagen, es ist eine persönliche Entscheidung des Heiligen Vaters. Darum denke ich, dass nur er selbst das sagen kann. In seinem Herzen hat er sicherlich eine Entscheidung im Sinne der Wahl eines Vorortes in Europa getroffen. Und in gewisser Weise denke ich, dass es auch das ist, was ihn motiviert hat, aber wir wissen es nicht, er sagt nicht, warum er sich entschieden hat, sondern er sagt einfach: ,Das ist die Stadt, in der der nächste WJT stattfinden wird‘.“
Eine mehrheitlich katholische Bevölkerung
Rund neun Millionen Getaufte zählt die katholische Kirchengemeinde in Portugal, die Bevölkerung besteht aus knapp 10,5 Millionen Menschen. Die katholische Kirche gliedert sich in drei Kirchenprovinzen und 21 Diözesen. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz ist Lissabons Patriarch Manuel José Macário do Nascimento Clemente. Papst Franziskus hatte ihm die Hauptstadtdiözese im Mai 2013 anvertraut, zum Kardinal wurde er im Konsistorium von Februar 2015 erhoben.
Für Papst Franziskus wird es bereits die zweite Reise nach Portugal während seines Pontifikates sein: Am 12. und 13. Mai 2017 war er zum einhundertsten Jubiläum der Marienerscheinungen von Fatima in den Wallfahrtsort gereist, der den Indiskretionen der Medien zufolge Lissabons schärfster Konkurrent im Rennen um die Ausrichtung des nächsten Weltjugendtags gewesen ist.
(vatican news)
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