Philippinen: Bischöfe fordern Ende der „Hass-Spirale“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Bei dem Bombenanschlag am Wochenende auf die Kathedrale von Jolo starben mindestens 20 Menschen, darunter viele Besucher der sonntäglichen Messe. 110 Menschen trugen Verletzungen davon. Jolo gehört zur Region Mindanao, die seit Jahren von terroristischen Angriffen auf Christen heimgesucht wird.
„Der Anschlag auf die Kathedrale von Jolo ist ein weiterer trauriger Schritt im Teufelskreis des Hasses. Das alles zerstört das moralische Gefüge unseres Landes", sagte Erzbischof Valles bei einer Pressekonferenz vor Journalisten auf Englisch.
Zwei Bomben explodierten während eines Gottesdienstes am Sonntag. Die Gemeinde in der Kathedrale „Unsere Liebe Frau vom Berg Karmel“ sang gerade das Halleluja, als einer der Sprengsätze in die Luft ging. Während Sicherheitskräfte eintrafen, detonierte auf dem Parkplatz vor der Kathedrale die zweite Bombe.
Gezielter Anschlag
Ein gezielter Anschlag, der es auf so viele Opfer unter den Katholiken, auf so viel Trauer und Hass wie möglich abgesehen hatte. Doch der Vorsitzende der Bischofskonferenz bekräftigt: „Wie wir schon in einem Hirtenbrief geschrieben haben, können wir das Böse nur mit dem Guten überwältigen. Es ist für uns alle so unverständlich zu verstehen, wie Menschen überhaupt so etwas Schlimmes sich ausdenken und ausführen können und so die eigenen Geschwister töten.“
Der katholischen Friedensinitiative „Duyog Marawi“ zufolge hatte es seit dem Jahr 2000 mindestens zehn Attacken gegen die Kathedrale gegeben, berichtet das auf den Philippinen gut vernetzte Hilfswerk „Kirche in Not". Die meisten seien auf das Konto der islamistischen Miliz „Abu Sajaf“ gegangen. Diese wird als philippinischer Ableger von al-Kaida beschrieben.
Die Insel Jolo gilt als Heimat von Abu Sajaf. Sie liegt etwa tausend Kilometer südlich der Hauptstadt Manila. Die Philippinen mit ihren mehr als 100 Millionen Einwohnern sind das einzige Land in Südostasien, in dem die Mehrheit der Bevölkerung christlichen Glaubens ist. Allerdings leben im Süden des Inselstaates viele Muslime - einige von ihnen sind radikal. Es gelte nun das Zusammenleben zwischen den Religionen noch weiter zu vertiefen, so Erzbischof Valles.
„Als Gläubige, als Katholiken, müssen wir uns auf die Wurzeln unseres Glaubens zurückbesinnen. Halten wir Ausschau in uns, was uns diese Tragödie sagen will. So werden wir erkennen, dass man das Böse nicht mit noch mehr schlechten Taten bekämpfen kann. Es ist so traurig, dass gerade die Kathedrale von Jolo angegriffen wurde, damit wollten sie gerade das Herz unserer Glaubensgemeinschaft gezielt angreifen. Und jetzt sind wir Bischöfe aufgerufen, unsere Rolle als Hirten wahrzunehmen.“
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz richtete somit einen Aufruf an seine Amtsbrüder, sich für den interreligiösen Dialog einzusetzen. „Das gilt insbesondere in Mindanao, wo wir aufgerufen sind, mit konkreten Gesten eine Antwort auf diese Tragödie zu geben. Wir können diesem bösen Krebsgeschwür nur mit dem Einsatz für das Gute entgegentreten.“
Mehr Unabhängigkeit?
Beobachter sehen einen Zusammenhang zwischen dem Terroranschlag und dem Ausgang einer Volksabstimmung im Süden der Hauptinsel Mindanao, deren Ergebnisse am Freitag bekanntgegeben worden waren. Nach jahrelangen Friedensgesprächen zwischen der philippinischen Regierung und der „Islamischen Befreiungsfront der Moro“ wurde im Jahr 2014 die Bildung einer neuen muslimischen autonomen Region Bangsamoro beschlossen. Dies sollte die seit Jahrzehnten anhaltenden separatistischen Aufstände beenden. Die Mehrheit der Bevölkerung stimmte dem Vorhaben zu – nicht jedoch in der Provinz Sulu, deren Hauptstadt Jolo ist.
Nach dem jüngsten Terroranschlag hat Präsident Rodrigo Duterte der beschädigten katholischen Kathedrale demonstrativ einen Besuch abgestattet. Ob er sich nun aus dem Prozess der Autonomieanerkennung zurückziehen will, ist derzeit offen.
(vatican news/pm/kirche in not)
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