Ukraine: Kirche nicht politisch instrumentalisieren
Im Interview mit dem ukrainischen Medienportal „Glavkom“ erläuterte er zudem seine Vision, dass die orthodoxe und griechisch-katholische Kirche in der Ukraine sich einmal zu einem einzigen Patriarchat vereinen könnten. An die neue unabhängige ukrainische orthodoxe Kirche richtete der Erzbischof dementsprechend einen Appell zu intensivem Dialog. Gleichzeit warnte er die neue unabhängige orthodoxe Kirche aber auch davor, sich politisch instrumentalisieren zu lassen.
„Die Kirche muss die Kirche bleiben. Und staatliche Institutionen sowie Politiker müssen ihr das erlauben. Das heißt, Politiker müssen sich von der Versuchung frei machen, die Kirche für ihre eigenen Interessen zu instrumentalisieren“, so der Großerzbischof wörtlich. Für seine eigene Kirche präzisierte Schewtschuk seine Position: „Wir versuchen, konstruktiv für das Wohl des ukrainischen Staates und des ukrainischen Volkes zu wirken. Gleichzeitig streben wir aber danach, eine angemessene Freiheit von Instrumentalisierung zu bewahren.“ Deshalb habe er auch gesagt, dass er die Autokephalie für die orthodoxe Kirche in der Ukraine befürworte, „denn diese Vorgänge sind wichtig für die staatliche Souveränität, sie sind wichtig für unsere orthodoxen Brüder“.
Hilfe vom Papst
Unterstützung für das osteuropäische Land kommt auch aus dem Vatikan. Papst Franziskus hatte bei der Neujahresansprache an das Diplomatische Corps die Probleme in der Ukraine genannt und weitere Hilfen der Kirche und der verschiedenen kirchlichen Institutionen zugersichert. Segundo Tejado Muñoz ist Unterstaatssekretär des vatikanischen Dikasteriums für den Dienst der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen. Er war in den ukrainischen Regionen Donezk und Charkiw unterwegs, die am stärksten von den seit 2014 andauernden Zusammenstößen betroffen sind. Zusammen mit Kardinal Peter Turkson, Präfekt des Dikasteriums, hat er vor Ort die Ziele der Mission erläutert: Das Ende der „Notfallphase“ des Projekts einleiten und einige der aus kirchlichen Spenden finanzierten humanitären Projekte zu besuchen. Eine Sammlung bei den Gläubigen aller Diözesen Europas hatte elf Millionen Euro ergeben, Papst Franziskus steuerte fünf Millionen Euro dazu. Im Gespräch mit Vatican News sagt Tejado Muñoz, dass der Papst sich für den Frieden in der Ukraine persönlich sehr stark einsetze:
„Das ist eine Arbeit, die von sehr vielen Akteuren geleistet werden muss. Es kann nicht nur Politik sein aber auch nicht nur die Kirche. Ich denke, dass der Papst in seiner Rede an das Diplomatische Corps sagen wollte, dass wir aufgerufen sind, Wege des Friedens zu gehen. Und das tun wir auch mit politischen, diplomatischen und bewusstseinsbildenden Maßnahmen, die darauf abzielen diese Konflikte, die wir zu vergessen pflegen, nicht zu vergessen. Dort wo wir arbeiten, tun wir das aber vor allem auch mit Zeichen von Nächstenliebe, Liebe und Frieden.“
Oase der Wärme und Nächstenliebe
Bei seiner Reise in die Ostukraine habe er mit eigenen Augen gesehen, wie schwierig die Lage vor Ort sei. Nicht alles aber sei verloren und negativ.
„Wir haben einige Stätten besucht, die wirklich Oasen der Nächstenliebe sind. So trafen wir katholische Ordensfrauen, die ein Heim für alleinstehende Mütter betreiben, und wir sahen die Kinder mit ihren Müttern. Es ist eine Oase der Wärme, Nächstenliebe und Liebe. Es mag uns all dies als etwas Wertloses erscheinen, doch gerade solche kleinen Projekte haben einen immensen Wert für die Friedenskonsolidierung. Es geht darum, Liebe und Nächstenliebe zu säen. Das ist der Boden, auf dem sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirche verpflichten müssen.“
(kap/vatican news – mg)
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