Frankreich: Kirchenvertreter entsetzt über Missbrauch in Ordensgemeinschaften
Die Präsidentin der Konferenz der Ordensmänner und -frauen in Frankreich (CORREF), Veronique Margron, reagierte entsetzt auf die Erkenntnisse der Sendung. Was dieser Bericht darstelle, sei „schwer zu ertragen“, so die CORREF-Präsidentin in einer Mitteilung vom Dienstag. Gleichzeitig benenne die Sendung Ursachen, die aus dem Inneren der Kirche selbst kämen, wie die „Überhöhung der männlichen Geistlichen und deren Machtfülle“, eine „erniedrigende Auffassung von Gehorsam“, eine „Machokultur“ und eine „Verdinglichung von Frauen“, auch im Fall einer Schwangerschaft.
Doch auch äußerliche Faktoren wie die Mittellosigkeit der Ordensfrauen und ihrer Gemeinschaften könnten zu einem „echten sexuellen Geschäft“ führen, bei dem die Vorgesetzten dann mitschuldig würden, klagt Magron weiter an.
In dem Dokumentarfilm „Gottes missbrauchte Dienerinnen“ auf Arte erzählen ehemalige Ordensfrauen von sexuellen Übergriffen durch Priester. Die Filmemacher Eric Quintin und Marie-Pierre Raimbault sprachen mit Frauen, die lange umsonst innerhalb der Kirche Gehör suchten. Zu Wort kommen Opfer, ihre Oberinnen und Priester. Die Dokumentation thematisiert auch Schwangerschaften und Abtreibungen als Folge des Missbrauchs von Ordensfrauen.
„Kannten wir hier in Frankreich das Ausmaß dieser Schmach? Die Antwort ist nein“, stellt die Ordensfrau klar. Es sei schwer vorstellbar gewesen, dass es Situationen gebe, die „unter dem Deckmantel religiöser Gelübde" an „Zwangsprostitution" und „sexuelle Sklaverei" grenzten, wie der Papst auf dem Rückflug von Abu Dhabi eingestanden hatte. Doch während viele Leiterinnen internationaler Frauenreligionsinstitute sehr aufmerksam auf den Schutz ihrer Schwestern achteten, erinnere die Arbeit der ARTE-Journalisten daran, wie viel noch zu tun sei, betont Magron.
Wo die Kirchenleitung die Aufgabe gehabt hätte, „das Gewissen, die Würde, die Freiheit und die Hoffnung derjenigen zu unterstützen, die mit Zuversicht ins Ordensleben eintreten, sind wir gemeinsam schlimm gescheitert,“ so die bittere Analyse der Ordensoberin. Das sei „ebenso ein Unglück wie ein Skandal“, für die es keine Entschuldigung gebe.
Heute liege es in der Verantwortung der Kirche und der Ordensgemeinschaften, diese Missstände klar zu benennen und den Kampf gegen den Missbrauch mit aller Kraft weiterzuführen. „Das Engagement aller in der Kirche und die Hilfe externer Experten sind dabei unerlässlich“, schließt die CORREF-Präsidentin ihre Mitteilung.
Entsetzen der Bischöfe
Es sei ein „verstörender und dramatischer Bericht“, betont auch die Bischofskonferenz Frankreichs in einer Aussendung vom Dienstag. Sie schließe sich „voll und ganz“ der Konferenz der Ordensleute Frankreichs „in ihrer tiefen Empörung, Trauer und Wut“ an. Alle französischen Bischöfe, so hieß es weiter, wollten Ordensfrauen und Ordensmänner unterstützen, die Missbrauch in ihren Gemeinschaften oder durch Weltpriester erlitten hätten.
Papst: Das Problem ist im Vatikan bekannt, wir müssen mehr dagegen tun
Papst Franziskus hatte Anfang Februar eingeräumt, dass sexueller Missbrauch von Ordensfrauen durch Priester und Bischöfe existiert und im Vatikan bekannt ist. Die Kirchenspitze arbeite schon „lange“ an dem Thema, sagte der Papst beim Rückflug von Abu Dhabi auf eine Frage mitreisender Medienleute. Mehrere Geistliche seien wegen Übergriffen suspendiert und einige besonders betroffene Frauenkongregationen aufgelöst worden, so Franziskus.
Derartige Vorfälle könnten „überall“ geschehen, seien aber besonders häufig in „einigen neuen Kongregationen und in einigen Regionen“, sagte der Papst. Die Kirche müsse sich dieser Form des Missbrauchs stellen und müsse mehr dagegen tun; Franziskus bekräftigte seinen Willen dazu.
Die Dokumentation „Gottes missbrauchte Dienerinnen“ läuft auf Arte am Dienstag, den 5. März, um 20:15 Uhr. In der Mediathek des Senders ist sie bis 4. Mai abrufbar.
(vatican news – gs)
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