Marokko: Papsttreffen mit Migranten ein wichtiges Zeichen
Dass der Papst die Caritas in Rabat mit seinem Besuch beehren würde, hatte Hannes Stegemann nicht erwartet: „Das ist für uns eine große Freude und Ehre. Wir waren sehr überrascht zu hören, dass wir Teil des Programms sein werden, freuen uns aber natürlich sehr auf den Besuch. Und natürlich ist dieser Besuch des Papstes vor allem im großen politischen Umfeld von enormer Bedeutung, um noch einmal der Welt klar zu machen, dass auch Migranten, Arbeitsmigranten keine schlechten Menschen sind, ein Recht auf Würde und überhaupt Rechte haben und dass man Migration vielleicht steuern muss.“
Als Direktor des Caritas-Sitzes in der marokkanischen Hauptstadt spricht Stegemann aus Erfahrung. Seit 1997 engagiert sich die Hilfsorganisation dort für subsaharische Migranten, die seit über zehn Jahren auf ihrem Weg nach Europa durch Marokko reisen. Schätzungsweise halten sich 10.000 bis 15.000 Migranten mit irregulärem Aufenthaltsstatus halten Marokko auf, meist am Rand der Gesellschaft. In einem Betreuungszentrum in Rabat erhalten sie Zugang zu medizinischer Hilfe, psychosozialer Betreuung und Bildung.
In zehn Jahren 45.000 Migranten geholfen
Stegemann verweist auch auf das Engagement des Werkes für die marokkanische Zivilgesellschaft, auf die Förderung von Frauenkooperativen sowie geistig oder körperlich behinderten Menschen. Aber „in der breiten Öffentlichkeit sind wir natürlich viel mehr bekannt über unsere Arbeit für Migranten, hauptsächlich Migranten aus dem subsaharischen Raum, wo wir in den letzten zehn Jahren etwa 45.000 Migranten beraten, gefördert und unterstützt haben. Jährlich betreuen wir in unseren großen Zentren wie Tangier, Casablanca und Rabat ungefähr 8.000 Personen.“
Anders als früher befinden sich unter den Menschen der Zielgruppe des Caritas-Sitzes in Rabat heute vor allem Frauen und Kinder: „Noch vor 20 Jahren war der klassische subsaharische Migrant männlich und zwischen 25 und 35 Jahre alt. Jetzt, in den letzten vier bis fünf Jahren, kommen immer mehr Frauen mit kleinen Kindern, schwangere Frauen und Minderjährige.“ Und das nicht ohne Grund: „Die Botschaft ist natürlich auch bei den Migranten angekommen, dass es bestimmte Bevölkerungsgruppen gibt, die besonders verletzlich sind, die unter humanitärem Schutz in Europa stehen und das sind eben schwangere Frauen und Minderjährige. Die werden aus gutem Grund nicht ausgewiesen aber es ist natürlich gleichzeitig auch ein Anziehungsfaktor. Das kann man nicht leugnen.“
In der Arbeit mit diesen Menschen müssen Antworten auf die verschiedensten Probleme gefunden werden: Verletzungen an Grenzzäunen, fehlendes Geld für die Behandlung von Krankheiten, keine Kleidung und Unterkunft, Unkenntnis des marokkanischen Gesundheitssystems, Gefährdung von Minderjährigen durch die eigene Gemeinschaft. In all diesen Fällen bietet die Caritas Begleitung und Unterstützung. „Wir müssen uns da konstant an neue Situationen anpassen und auch in unserer Arbeit immer wieder neu dazu lernen“, fasst Stegemann zusammen.
Auch die Regierung in Marokko versucht seit etwa 2013 das ihre zu tun. Stegemann verweist etwa auf das nationale Programm zur Integration von Migranten. Doch sei dieses Programm noch lange kein Garant für die Integration aller Migranten: „Der Arbeitsmarkt von Marokko ist auch unter Stress, es gibt sehr viele Marokkaner, die migrieren, etwa drei Millionen Marokkaner leben und arbeiten in Europa. Von daher ist die Kapazität Marokkos begrenzt, alle Migranten zu integrieren, vor allem dann, wenn Marokko jetzt attraktiver wird weil die Menschen aufgrund der Schließung der zentralen Mittelmeerroute nicht mehr von Libyen aus nach Italien kommen können und sich deshalb Richtung Marokko bewegen, weil sie hoffen, von dort aus nach Spanien zu kommen. Wenn Spanien nun die Grenzen verbarrikadieren wird – so sieht es aus in der Tendenz – werden sich zunehmend mehr subsaharische Migranten in Marokko aufhalten.“ Und damit, so schließt der Leiter des Caritas-Zentrums in Rabat, werden leider auch die Spannungen zunehmen.
(vatican news - ap)
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