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Erzbischof Francisco Moreno Barrón Erzbischof Francisco Moreno Barrón 

Mexiko: „Dringend die Lage in Herkunftsländern verbessern“

Tausende von Migranten aus Mittelamerika stauen sich in seiner Stadt: in Tijuana, direkt an der Grenze zwischen Mexiko und den USA. Erzbischof Francisco Moreno Barrón weiß, dass sie nur eines wollen, nämlich irgendwie über die Grenze in die Vereinigten Staaten zu kommen.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Doch der Erzbischof der Grenzstadt weiß auch, dass es nur die wenigsten über die Grenze ins vermeintlich gelobte Land schaffen. Die Nachricht von Migrantenkarawanen vor allem aus Honduras, El Salvador und Guatemala hat US-Präsident Donald Trump aufgeschreckt und zur stärkeren Sicherung seiner Südgrenze zu Mexiko bewogen. Das Ergebnis: Tausende hängen in Tijuana fest.

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„Ich appelliere an die internationale Gemeinschaft, ihren Sinn und ihr Herz zu öffnen für diese Realität der Migranten, die man ja an verschiedenen Orten der Welt sehen kann. Die Verantwortlichen der Herkunftsländer müssten ihren eigenen Bürgern bessere Lebensbedingungen bieten, um so einen ungeordneten Massenexodus von Menschen zu anderen Ländern zu vermeiden, der ja dann zu dem Leiden führt, das wir kennen, und nicht unbedingt sein Ziel erreicht.“

Zahl der Migranten in der Stadt sinkt

Das sagt Erzbischof Francisco Moreno Barrón im Gespräch mit Radio Vatikan. Und er räumt auch mit manchem Trugschluss auf: Zwar seien seit letztem Oktober tatsächlich bis zu 8.500 Migranten aus Mittelamerika in Tijuana gelandet. Doch inzwischen sei in seiner Stadt die Zahl der Migranten doch spürbar auf knapp 2.000 Menschen zurückgegangen. Einige neu eingerichtete Not-Herbergen habe man daher Ende Januar wieder schließen können. Und: Es kommen gar nicht nur Migranten aus anderen Ländern. „Bei uns landen auch ständig mexikanische Migranten aus der Mitte und dem Süden des Landes.“

Entwarnung könne es nicht geben, sagt der Erzbischof, denn jährlich überträten mehr als 400.000 Migranten die Südgrenze Mexikos – in der Regel mit dem Ziel USA vor Augen. In Tijuana selbst gebe es derzeit sieben kirchliche Zentren für Migranten, dazu kämen Einrichtungen von Ordensgemeinschaften.

„Tijuana ist eine Art Monster“

„Tijuana ist eine Art Monster, in dem viele Migranten heute hier und morgen da unterkommen. Die Bevölkerung ist sehr mobil – man spricht deswegen von ca. drei Millionen Menschen, aber in Wirklichkeit können wir gar keine genaue Zahl nennen, weil sie sich täglich ändert… Tijuana ist eine Stadt mit Migrantengesicht: Sie nimmt alle auf. Als Grenzstadt ist sie dynamisch, häufig unsicher, mit viel Gewalt, Drogenhandel und so weiter – das sind die Hauptprobleme. Drogen führen in dieser Stadt zu Gewalt und Unsicherheit.“

Trotzdem sei Tijuana auch eine „Stadt der Chancen“, so der Erzbischof. „Viele, die eigentlich nur auf der Durchreise waren, haben sich im Lauf der Jahre hier integriert. Zwar ist das Klima der Unsicherheit und Gewalt sehr spürbar, aber immer wieder zeigt sich dahinter auch ein ruhiges Klima. Die eigentliche Bevölkerung ist ruhig; die Gewalt geht in der Regel von organisierten Gruppen aus.“

Das Problem der Kriminalität

Leider gleiten allerdings viele der Migranten, die an der Grenze zu den USA auf ihre Chance lauern, in die Gewalt von Tijuana ab. „Die Migranten sind durch die Lage, in der sie sich befinden, verwundbar. Wir wissen, dass etwa siebzig Prozent von ihnen beim Durchzug durch Mexiko auf irgendeine Weise Gewalt erleben – darum schließen sie sich ja auch zu Karawanen zusammen, um sich zu verteidigen. Sie sind vielfach verwundbar. Kriminelle Gruppen versuchen, sie finanziell auszubeuten, sie zu Delinquenten zu machen, sie ins Drogengeschäft hineinzuziehen. Und einige geben nach, weil sie kaum eine andere Wahl haben oder weil man ihnen verspricht, sie in die USA zu bringen. Aber diese Migranten, die kriminell werden, bedeuten nur einen kleinen Prozentsatz.“

Erzbischof Moreno Barrón kommt auch auf die unbegleiteten, minderjährigen Migranten zu sprechen: Die Schulbehörden täten alles, damit diese jungen Leute in die Schule gehen könnten. Allerdings sei das nicht immer gleich möglich. „Viele von ihnen haben keine Papiere bei sich; die müssen dann erst einmal einen Test machen, damit man sieht, auf welchem schulischem Niveau sie sind. Außerdem sind die Familien der Migranten aus Mittelamerika so damit beschäftigt, mit ihrer Lage klarzukommen, dass sie an die Schulbildung der Kinder als allerletztes denken.“

Mithelfen, dass das hier ein menschlicher Ort bleibt

Der Erzbischof von der Grenze wird gesprächig, wenn man ihn fragt, was man denn jetzt bei der Betreuung der Migranten am dringendsten bräuchte. Mehr Aufnahmezentren, sagt er. Vor allem aber mehr Geld für das alltägliche Einerlei: Essen, Kleidung, Personalkosten für die Betreuer. Und dann auch langen Atem und Know-how, um Migranten in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

„Tijuana wird auch künftig eine Migrantengemeinschaft mit offenem Herzen für alle sein! Letztlich bedeutet die Anwesenheit dieser Menschen auch einen Segen für uns. Wir bitten aber alle Migranten, die an diese Grenze kommen, auch ihrerseits mitzuhelfen, dass das hier ein menschlicher Ort bleibt, wo jeder organisiert und in Frieden leben kann…“

(vatican news)
 

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01. März 2019, 14:40