Tschechien: Schweigen gilt nicht
Nachdem am vergangenen Sonntag in einer Sendung des öffentlich-rechtlichen Senders CTV drei Personen ausgesagt haben, als Kinder von Priestern sexuell missbraucht worden zu sein, richtet der Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz, der Prager Erzbischof Kardinal Dominik Duka, eine Strafanzeige gegen unbekannt wegen sexuellen Missbrauchs.
Polizeiliche Prüfung notwendig
Es sei notwendig, dass die Wahrhaftigkeit der Angaben polizeilich geprüft und die „Schuldigen zur Rechenschaft gezogen“ werden. Die tschechischen Bischöfe hätten schon vor Jahren Richtlinien erarbeitet, nach denen Bischöfe und Ordensobere verpflichtet seien, „jeden Fall in der kürzest möglichen Zeit den untersuchenden Organen der Polizei bekanntzugeben“, erklärt der Kardinal.
Die Verantwortung der Leser
Weil er in einem Interview mit dem italienischen Sky-TV am Rande des jüngsten Kinderschutzgipfels in Rom von einer „teilweisen Hysterie“ gesprochen hatte, stand er in den vergangenen Tagen wegen angeblicher Bagatellisierung der Missbrauchsfälle in der Kirche in der Kritik. Er habe sich dabei auf die „Medialisierung“ eines konkreten, „ziemlich problematischen Falles einer erwachsenen Person“ bezogen, stellte Duka nun in seiner Erklärung fest. Er stehe aber dazu, dass derartige Fälle „ein dankbares Thema für viele Journalisten und mitunter auch Juristen“ seien. Warum dies so sei, überlasse er „den Lesern zur Überlegung“.
In der Tschechischen Republik sprächen Regierungsunterlagen von rund 700 Missbrauchsfällen jährlich, in der katholischen Kirche des Landes habe man aber nur zehn Fälle in den vergangenen 30 Jahren verzeichnet, meist unvollständig bewiesen, fügte der Kardinal hinzu.
(kap)
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