Venezolanischer Kardinal: „Eine Situation, in der es kein Zurück gibt“
Christine Seuss und Mireia Bonilla - Vatikanstadt
Er hielt sich in den vergangenen Tagen in Peru auf, dort sprachen Kirchenvertreter und Wissenschaftler über Wege aus der wirtschaftlichen und sozialen Krise, die das einst reichste Land Lateinamerikas seit Jahren im eisernen Griff hat. In der derzeitigen Situation, so der Erzbischof von Caracas, sehe man sich einem Regime gegenüber, dessen Probleme sich nicht in althergebrachte Kategorien einteilen ließen: „Wir haben ein Regime, das nicht in der Weise eingeordnet werden kann, dass es sich um einen Konflikt von rechts oder links, von Nationalismus gegen Globalisierung handelt, sondern wir stehen vor einem Regime, das in den vergangenen 20 Jahren das soziale Gefüge zerstört hat“.
Doch Kardinal Porras weist auch darauf hin, dass die Situation sich seit dem 10. Januar sprunghaft weiter entwickelt habe: „Es hat einen qualitativen Wandel und Sprung durch den Aufstand, nennen wir es einmal so, des ,Phänomens Guaido' gegeben, der die Sichtweise vertritt, dass die Nationalversammlung ,die einzige staatliche Gewalt ist, die mit Legitimität ausgestattet ist'. Das hat eine Dynamik entfesselt, zu der es kein Zurück gibt“.
Großer Exodus in kurzer Zeit
Die „ernste“ und „dramatische“ humanitäre Krise, unter der die venezolanische Bevölkerung leidet, zeige sich in „diesem Exodus, der nach Angaben von Spezialisten zwischen 4 und 5 Millionen Menschen betrifft, die ins Ausland abgewandert sind“ und das in „sehr kurzer Zeit“, betont der Kirchenmann.
Die Rolle der Kirche wiederum sei es nicht, „Protagonist“ sein zu wollen, um Raum einzunehmen, sondern „um Prozesse begleiten zu können“: „Wir stehen vor einem Prozess, der so Gott will nicht mehr allzu lange andauern soll, weil er nur immer mehr Leid und Tod mit sich bringt“.
Das Gebet muss von Taten begleitet sein.
Die Situation seines Landes sei „etwas, das unsere innerste Spiritualität berührt“, so der Kardinal, der darum bittet, dem Aufruf des Papstes zu folgen, dass „das Gebet“ von „der Handlung“ begleitet werde: „Eine friedliche Handlung, die gleichzeitig ausdauernd und mutig sein muss und die über eine geistliche Stärkung und auch über einen sagen wir einmal rationalen und intellektuellen Beitrag wie den dieses Seminars gefördert wird, um diese komplexe und neuartige Situation, die in der Welt auftritt, zu verstehen“.
Vom 4. bis 6. März trafen sich die 51 Laien und Priester, darunter 19 Jesuiten, aus verschiedenen beruflichen und akademischen Bereichen in Peru, um über politische Alternativen zur venezolanischen Krise nachzudenken. Das Seminar wurde durch die Konferenz der Jesuitenprovinz Lateinamerikas und der Karibik (CPAL) mit Unterstützung der Antonio Ruiz de Montoya University of Lima und der Andrés Bello Catholic University of Caracas organisiert.
(vatican news)
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