Notre Dame: Fünf-Sterne-General als Macrons Bauaufseher

Zu seinem persönlichen Repräsentanten und Berichterstatter für die Wiederherstellung der Notre Dame ernennt Emmanuel Macron einen Fünf-Sterne-General und Ex-Generalstabschef. Er habe nicht vor, diese fünf Jahre mit kunsthistorischen Symposien zu verlieren, erklärte Jean-Louis Georgelin schon am Tag seiner Ernennung.

Diese Mission sei „ein Kampf", „eine Schlacht", eine „Frage des Willens". „Er weiß, wie man Leute anschnauzt", sagt einer, der Jean-Louis Georgelin während seiner Militärkarriere live erlebt hat.

Zwei Monate statt mehrere Jahre

Die Konflikte des Generals mit der Denkmalpflege sind vorprogrammiert. Problematisch wird nicht das Geld sein – das fließt schon seit Tagen reichlich – sondern die Zeit. Experten gehen davon aus, dass eine seriöse Schadensaufnahme mehrere Jahre dauern dürfte. Erst danach könne man in Planung und Bauausführung gehen, insgesamt also eine Frage von Jahrzehnten. Georgelin sieht das anders. Zum Amtsantritt verlangte er von allen Beteiligten eine komplette Bestandsaufnahme – binnen zwei Monaten.

Dabei gibt es fachlich eine ganze Menge zu diskutieren; von vielen Bauteilen sind keinerlei historische Pläne erhalten. Fragen wie die nach dem Material für den neuen Dachstuhl – Eichenbalken wie vorher, Eisen wie im Kölner Dom oder leichtere Materialien? – werden die Geduld des 70-jährigen Junggesellen, der bis 2016 Großkanzler der französischen Ehrenlegion war, auf die Probe stellen.

Große Liebe

Georgelin ist Benediktineroblate, lebt also als Laie in Verbindung mit einem Benediktinerkloster. Außerdem ist er Mitglied der Academie catholique de France. Die Notre Dame liebe er so, wie ein „nach Paris versetzter Provinzler" sie nur lieben könne, erzählt ein Freund von ihm.

(kna – ap)