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Protestaktion in Polen: Ministrantengewand und Kinderunterwäsche auf Henryk Jankowskis gestürzter Statue Protestaktion in Polen: Ministrantengewand und Kinderunterwäsche auf Henryk Jankowskis gestürzter Statue 

Polen und der Missbrauch – Primas fordert neue Mentalität

In der Debatte um Missbrauch in der katholischen Kirche in Polen braucht es nach Ansicht von Erzbischof Wojciech Polak einen Gesinnungswandel. Man habe noch lange nicht alle Fälle erfasst, der Besuch Erzbischof Charles Sciclunas im Juni, werde „ein Schlüsselmoment“ sein.

Nötig sei „eine neue Mentalität", sagte der Erzbischof des polnischen Bistums Gniezno (Gnesen) und Primas der polnischen Bischöfe der „Süddeutschen Zeitung" am Mittwoch. „Wir haben in der Kirche eine starke, lähmende Kultur umfassender Diskretion", führte Polak aus. „Zudem wuchsen wir im repressiven kommunistischen System auf, als die Kirche etliche Dinge geheim hielt. Auch nach 2001 hatten viele Bischöfe die alte Angst davor, etwas aufzudecken."

Viele ungemeldete Fälle

Die katholische Kirche in Polen machte Mitte März in einem siebenseitigen Bericht erstmals genauere Angaben zum Ausmaß der sexualisierten Gewalt von Geistlichen gegen Kinder und Jugendliche. Auf Basis von kirchlichen Akten zwischen Januar 1990 und Juni 2018 wurden mutmaßliche 382 Missbrauchstäter - Priester oder Ordensmänner - identifiziert. Er sei überzeugt, dass man bislang nicht alle Opfer erfasst habe, sagte Polak. „Auch im Polnischen gibt es die Formulierung von der Spitze des Eisberges. Aber wie groß der Teil unter Wasser ist, ob es Tausende Opfer sein werden - wir wissen es nicht." Bei den 382 Missbrauchsfällen handle es sich um diejenigen, die von 1990 bis 2018 überhaupt gemeldet worden seien.

Ausführlicherer Bericht?

Auf die Frage, ob die Kirche noch einen ausführlicheren Bericht vorlegen werde, antwortete der Erzbischof, bisher habe man darüber nicht beraten. „Ein Schlüsselmoment wird sicher der Besuch von Erzbischof Charles Scicluna, der im Vatikan für Missbrauchsbekämpfung zuständige Vize-Chef der Glaubenskongregation." Scicluna will Mitte Juni zum Treffen der Polnischen Bischofskonferenz in das Land reisen.

Der Fall Henryk Jankowski

Mit Blick auf den legendären Priester der Solidarnosc-Bewegung Henryk Jankowski, den die polnische Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ vergangenen Dezember in einem ausführlichen Bericht des Missbrauchs beschuldigte, sprach sich der polnische Primas für eine Kommission mit Vertretern aus Kirche, Politik und Wissenschaft aus, um den Fall des 2010 verstorbenen Priesters zu untersuchen.

(kna - ap)
 

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17. April 2019, 11:43