Ruanda: Kirche wegen Genozid-Äußerung in der Kritik
Politiker, Opfervereine und Akademiker in dem ostafrikanischen Land übten nun deutliche Kritik, wie die Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch unter Berufung auf lokale Medien berichtete.
Demnach sorgte vor allem für Unmut, dass die Forderung ausgerechnet am 7. April, dem offiziellen Gedenktag des Genozids, landesweit in allen Gottesdiensten verlesen wurde. Der Zeitung zufolge bat die Ruandische Bischofskonferenz vergangenen Samstag für den Zeitpunkt des Appells um Entschuldigung.
Dem Bericht nach zweifelt Ruandas Justizminister, Johnston Busingye, die „moralische Autorität“ der katholischen Kirche für eine solche Forderung an. Statt für eine „Generalbegnadigung“ zu plädieren, so der Politiker, sollte die Kirche zuerst ihre eigene Geschichte und ihre Verbindung zum Genozid-Regime aufarbeiten. Kritik kam auch aus der Gesellschaft: „Es ist unangebracht, diese Forderung ausgerechnet zu einem solchen Zeitpunkt zu erheben“, wird der Politologe Eric Ndushabandi zitiert.
Während des Völkermords 1994 wurden binnen drei Monaten 800.000 Tutsi und gemäßigte Hutu von radikalen Hutu-Milizen ermordet. Viele Opfer, die in den Kirchen des Landes Schutz gesucht hatten, wurden von Geistlichen an ihre Verfolger ausgeliefert. Staatspräsident Paul Kagame hatte im Januar dazu aufgerufen, die Kirche nicht länger für ihre vergangenen Fehler zu bestrafen.
(kna - cs)
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