Suche

sri-lanka-attacks-1556469597517.jpg

Sri Lanka: Angst vor neuen Anschlägen

Eine Woche nach den verheerenden Terroranschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka sind die Kirchen an diesem Wochenende geschlossen geblieben – aus Angst um die Sicherheit der Gläubigen.

Kardinal Albert Malcolm Ranjith feierte seine Sonntagsmesse in der Kapelle seiner Residenz, und via Fernsehen nahmen landesweit Tausende von Katholiken daran teil.

„Die Lage hier ist noch nicht klar“, sagt der Erzbischof von Colombo im Interview mit uns. „Die Regierung hat uns wissen lassen, dass es das Risiko neuer Angriffe gibt. Ich wollte die Katholiken nicht dem Risiko eines neuen Massakers aussetzen, darum habe ich sie gebeten, keine Messen in den Kirchen zu feiern, sondern zuhause zu bleiben und dort zu beten.“

Zum Nachhören

Politiker entzündeten Kerzen im Gedenken an die Opfer

Mehr als 250 Menschenleben haben die Anschläge in Sri Lanka am Ostersonntag gefordert, und die Polizei warnt vor möglichen neuen Attentaten. An Ranjiths TV-Messe nahmen Staatspräsident Maithripala Sirisena, Ministerpräsident Ranil Wickremesinghe und Oppositionsführer Mahinda Rajapaksa teil.

„Sie haben sich mit uns solidarisch gezeigt. Und weil es die erste Sonntagsmesse nach den Massakern war, haben wir um 8.45 Uhr Kerzen entzündet; danach haben die Politiker auch an der Antoniuskirche von Colombo Blumen niedergelegt. Sie wollten uns ihrer Nähe versichern und dass sich jetzt die Dinge gut entwickeln werden undsoweiter undsoweiter.“

Solidarität von Buddhisten

Ob der Erzbischof von Colombo den Versprechungen der Politiker glaubt, sagt er nicht. In seinen bisherigen Wortmeldungen hat er sie jedenfalls ganz schön ins Gebet genommen: Sie hätten dabei versagt, die Sicherheit der Christen zu garantieren.

Ranjith hat sich mit einer Gruppe von buddhistischen Mönchen getroffen; sie repräsentieren die Mehrheitsreligion im früheren Ceylon. „Auch sie sind sehr verstört, auch sie wurden von den Anschlägen völlig überrascht. Sie wollten mit mir sprechen, um zu sagen, dass sie den Christen nahe sind und dass sie tief erschüttert sind über das, was passiert ist.“

„Ein paar Pfarrer haben privat Messen in irgendwelchen Räumen gehalten“

Nicht alle Katholiken haben sich übrigens an das Versammlungsverbot des Kardinals aus Colombo gehalten, wie er selbst erzählt. „Ein paar Pfarrer haben privat Messen in irgendwelchen Räumen gehalten; dagegen hatten wir nichts, weil kleine Gruppen sich besser verteidigen können.“ Ranjith weiß auch von einigen Katholiken, die nahe der zerstörten Kirchen gebetet haben. „Das ist kein Problem. Es sind Massenansammlungen, die wir vermeiden müssen.“

„Es gibt immer Angst“

Als erste Reaktion auf die blutigen Anschläge hat Sri Lankas Politik jetzt ein Verschleierungsverbot erlassen – und zwar, weil nach neuen Angaben Frauen als Selbstmordattentäterinnen zuschlagen könnten. „Es gibt immer Angst“, sagt der Kardinal dazu, „die Menschen haben Angst.“ Er selbst allerdings spürt nach eigenen Angaben „weder Angst noch Sicherheit“, er schwimme sozusagen noch. „Viele Muslime sind auf die Straßen gegangen, um ihre Solidarität mit uns zu zeigen, auch durch Demonstrationen. Sie haben uns dazu eingeladen, in ihre Moscheen zu gehen, und uns dadurch ihren guten Willen gezeigt.“

„Die Selbstmord-Attentäter wissen wohl selbst nicht genau, warum sie das tun“

Ob tatsächlich IS-Anhänger die Anschläge verübt haben oder eine andere, islamistische Gruppe in Sri Lanka, kann Ranjith nicht mit Sicherheit sagen. „Organisationen, von denen wir nicht genau wissen, wer sie sind, aber die hinter diesen Anschlägen stecken, instrumentalisieren die Religion und benutzen die jungen Leute, die dann hingehen und sich töten, ohne genau zu wissen, wofür sie das eigentlich tun.“

Er habe in seiner Sonntagspredigt per Fernsehen davon gesprochen, dass sich jetzt sicher viele Menschen fragten, warum Gott so etwas Grausames zulasse. „Das kann im Fall eines solchen Massakers passieren, dass die Leute dann verstört sind. Die Antwort besteht darin, sich an das Wort des Herrn zu klammern. Und uns gegenseitig Liebe und Zuneigung zu zeigen. Auf diese Weise wird dann auch die Liebe und Nähe Gottes greifbar und spürbar.“

(vatican news – sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

30. April 2019, 12:22