Südsudans Friedensvereinbarung infrage gestellt
Vor einer Woche trafen sich Salva Kiir und Riek Machar im Vatikan. Dass sie mit ihrer Vereinbarung und dem Treffen tatsächlich den Friedensprozess im Südsudan voranbringen wollen, glaubt Comboni-Missionar Gregor Schmidt allerdings nicht. Es handle sich bloß um einen „Trick“, „die Gelder der UNO und der Hilfsorganisationen so lange wie möglich einzustreichen“ erklärt Schmidt, der seit 2009 im Südsudan tätig ist.
Nur eigene Interessen im Blick
„Salva Kiir und Riek Machar haben ein Interesse an ihren Positionen, um der Macht willen. Sie haben aber wenig Einfluss darauf, was tatsächlich vor Ort im Busch passiert. Es wäre das Beste, wenn beide ihre Schuld eingestünden und zurückträten“, so der Missionar. Kiir sei „eine Marionette seiner Berater“ und des Ältestenrates seines Volkes, der Dinka. Machar wiederum repräsentiere ausschließlich die eigene Ethnie der Nuer.
Die reinste Anarchie
Darum fühlten sich unzählige Oppositionsgruppen von keinem der beiden repräsentiert, erklärt der Missionar – der nicht nur an den Motiven für die Vereinbarung zweifelt, sondern auch an deren Umsetzung. Im Mai werde die Übergangsregierung ihre Arbeit jedenfalls noch nicht aufnehmen können. Vielmehr seien neue Konflikte wahrscheinlich. Denn weil die fünf Vizepräsidenten einander nicht vertrauten, rüste ein jeder von ihnen heimlich auf. Die Situation im Land sei geradezu „anarchisch“. Bandengewalt, Kriminalität und „das traditionelle Morden beim Rinderraub“ stünden auf der Tagesordnung.
Inkompetenz und Korruption
Eine Aufarbeitung dieser Verbrechen werde wohl nicht geben, denn „es gibt keine unabhängige Gerichtsbarkeit und keine Gewaltenteilung im Südsudan“. Die staatlichen Institutionen seien „inkompetent und korrupt".
(katholisch.de – ap)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.