Ukraine: Bartholomaios hofft auf Einheitsstiftenden Präsidenten
Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel begrüße alle Initiativen, die der Förderung der christlichen Einheit und des Dialogs wie auch dem „gegenseitigen Respekt und der friedlichen Koexistenz zwischen Nationen und Religionsgemeinschaften dienen“, stellte der Patriarch fest. Nach Angaben der Stiftung Pro Oriente erinnerte er zugleich an die Beiträge des Ökumenischen Patriarchats für „den Wohlstand und die spirituelle Prosperität der stolzen ukrainischen Nation“ in Vergangenheit und Gegenwart.
Das Ökumenische Patriarchat sei durch eine jahrhundertelange gemeinsame Geschichte mit der Ukraine verbunden, so Bartholomaios I. Es sei ihm eine Freude, den Tag für Tag zunehmenden Fortschritt im Leben der Ukraine zu beobachten. Abschließend betonte der Ökumenische Patriarch sein Vertrauen in das Charisma des neuen Präsidenten und versicherte ihn seines Gebets.
Gründung der unabhängigen ukrainischen orthodoxen Nationalkirche
Patriarch Bartholomaios hatte der neuen „Orthodoxe Kirche der Ukraine“ (OKU) zu Jahresbeginn das Unabhängigkeitsdekret (Tomos) überreicht. Die OKU wird vom Moskauer Patriarchat nicht anerkannt und rivalisiert mit der Ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats (UOK-MP). Der scheidende ukrainische Staatspräsident Petro Poroschenko setzte sich vehement für die Gründung der neuen vom Moskauer Patriarchat unabhängigen ukrainischen orthodoxen Nationalkirche ein. Zu ihr schlossen sich das 1992 entstandene Kiewer Patriarchat und eine kleinere Kirche zusammen, die sich bereits vor rund 100 Jahren vom Moskauer Patriarchat abgespalten hatte.
Der designierte Präsident Selenskij hat im Wahlkampf die Kirchenfrage kaum berührt. Nur seine Beraterin Irina Wenediktowa sagte bei einer öffentlichen Diskussion, Selenskij werde den Tomos befürworten. Beim TV-Duell mit Poroschenko im Kiewer Olympia-Stadion unmittelbar vor der Stichwahl vom 21. April ging Selenskij kurz auf das Thema „Tomos“ ein. Dieser sei sicher eine der Errungenschaften Poroschenkos, räumte Selenskij ein, aber er verstehe nicht, wieso Poroschenko das Verdienst ausschließlich sich selbst zuschreibe. „Der 'Tomos' ist ein Sieg für die Ukraine, aber vor allem für Filaret (Denisenko), der für die ukrainische Kirche schon gekämpft hat, bevor Sie Präsident wurden, sogar in jenen Tagen, in denen Sie noch ein Pfarrkind des Moskauer Patriarchats waren“, meinte Selenskij.
Der mittlerweile 90-jährige Filaret (Denisenko) zählt seit Jahrzehnten zu den wichtigsten Religionsführern der Ukraine bzw. der früheren Sowjetunion. Ein von Filaret als damaligem orthodoxen Metropoliten von Kiew geleitetes ukrainisches Landeskonzil sprach sich im November 1991 für die Loslösung von Russland aus. Das lehnte die Kirchenführung in Moskau aber ab und enthob Filaret seines Amtes. Darauf gründete dieser 1992 das „Kiewer Patriarchat“ unter seiner Führung. In der neu fusionierten „Orthodoxe Kirche der Ukraine“ wird Filaret als sogenannter „Ehrenpatriarch“ bezeichnet.
(kap – mg)
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