Ägypten: Keine Spur vom vermissten Christen
Der 55-jährige Nakhla kann keineswegs als unvorsichtig gelten: Als seine Familie vor zwei Jahren Morddrohungen erhielt, war er aus seiner Heimat Al-Arisch geflohen. Nachdem bereits sieben seiner christlichen Nachbarn brutal ermordet wurden, ging er kein weiteres Risiko ein. Bis sich die Sicherheitslage gebessert hatte, hielten sich die geflohenen Christen in Ismailia auf – völlig angewiesen auf die Hilfe der Kirche. Zurückkehren konnten sie zu Haus und Arbeit erst, als die ägyptische Armee mit energischem Vorgehen für etwas mehr Schutz sorgen konnte.
Entführt während Reise zu Verwandten
Jedoch blieben die Fernstraßen noch immer gefährlich, erzählte der anonyme Verwandte des Entführten dem Hilfswerk. Das wurde Adeeb Nakhla zum Verhängnis, als er einen seiner regelmäßigen Familienbesuche unternehmen wollte. Auf dem Weg dorthin, unweit der Grenze zu Israel, stoppte eine Miliz den Bus und verlangte nach den Pässen, auf denen auch die Religionszugehörigkeit eingetragen ist. Als sie Nakhla als Christen identifizierten, nahmen sie ihn in ihre Gewalt. Sein weiteres Schicksal ist ungewiss, aber Angehörige fürchten, „dass Adeeb misshandelt und getötet“ wurde.
Geschätzte acht von etwa 98 Millionen Ägyptern sind Christen, die meisten Mitglieder der koptisch-orthodoxen Kirche, die es seit dem ersten Jahrhundert in dem nordafrikanischen Land gibt. Ägyptens Sicherheitslage gilt nach den Umbrüchen von 2011 als etwas stabilisiert, doch mit der Bevölkerung wächst die Armut rasant und Präsident Al-Sisi kann die Erwartungen auf Demokratie und Gerechtigkeit nicht erfüllen. In dem überwiegend islamischen Land ist außerdem die IS-Terroristenmiliz aktiv.
(kirche in not / vatican news – fr)
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