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Migranten: Kirche in Mittelamerika kritisiert Mexiko… und Trump

US-Präsident Donald Trump kann zufrieden sein. Mexiko ändert angesichts seiner massiven Drohungen mit Strafzöllen seine Migrationspolitik.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Künftig werden Soldaten der mexikanischen Nationalgarde an der Grenze zu Guatemala Migranten an der Einreise hindern. Das war’s dann wohl mit Migrantenkarawanen aus Zentralamerika, die durch Mexiko in Richtung Gelobtes Land ziehen. Nach US-Angaben haben allein im Mai etwa 144.000 mittelamerikanische Migranten versucht, in die USA einzureisen – die höchste Zahl seit 13 Jahren.

Zum Nachhören

Der neue mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obdrador ist wegen Trumps Strafzoll-Drohungen eingeknickt, versucht den Deal allerdings als „Akt zur Verteidigung der Würde Mexikos“ zu verkaufen. Deutliche Kritik kommt dagegen aus Mittelamerika selbst: Der Erzbischof von El Salvador, José Luis Escobar Alas, sagte zu Journalisten:

„Es ist traurig, dass Mexiko und seine Regierung ihre ausgestreckte Hand jetzt wieder zurückziehen“

„Es ist traurig, dass Mexiko und seine Regierung ihre ausgestreckte Hand jetzt wieder zurückziehen! Präsident López Obrador hat bisher mit viel Menschlichkeit agiert, und jetzt sieht es so aus, als wäre das nicht mehr möglich. Als hätte man ihm die Hände gebunden, indem man ihm mit Strafzöllen gedroht hat. Dieser Druck ist offensichtlich, er lässt dem Präsidenten von Mexiko keine andere Wahl.“

Die mexikanische Kirche sei sehr solidarisch mit den Katholiken in Mittelamerika, so Erzbischof Escobar Alas. „Nicht nur die katholische, sondern auch die evangelischen Kirchen und Privatpersonen… Die leisten Großartiges in den Migrantenunterkünften und sogar in ihren eigenen Häusern. Wir sind allen sehr dankbar, die alles irgend Mögliche für die Migranten tun – das sind unsere Brüder!“

„Es ist empörend, dass man Migranten festnimmt“

Allerdings ist die katholische Kirche in Mexiko bei ihrer Hilfe für Migranten an die Grenze des Möglichen gegangen. Alle 133 kirchlichen Häuser landesweit sind inzwischen überlastet und doppelt belegt. Die Politik des Landes war schon in den letzten Monaten doppelzüngig: Sie proklamierte einerseits Aufnahmebereitschaft – und blockierte andererseits an einigen Orten durchziehende Mittelamerikaner. Jetzt soll die Nationalgarde illegale Migranten festnehmen.

„Wir stehen in jedem Fall auf der Seite der Leidenden, der Opfer“, sagt der Erzbischof von San Salvador. „Darum wird die Kirche immer für Migranten sein! Das kann gar nicht anders sein, sie erleben zu viele Einschränkungen ihrer Rechte – es schmerzt uns sehr, dass man sie so behandelt. Es ist empörend, dass man sie festnimmt, noch bevor sie ihr Zielland überhaupt erreicht haben!“

Der Deal wird die Migration nicht bremsen, glaubt der Erzbischof

6.000 Soldaten der Nationalgarde sollen ab sofort die mexikanische Südgrenze sichern, das ist der Kernpunkt des unwürdigen Deals zwischen Washington und Mexiko-Stadt. Nach nichtoffiziellen Angaben verlassen mehr als 300 Menschen am Tag das kleine El Salvador in der Hoffnung, in den USA etwas Besseres als den Tod zu finden.

„Flüchtlingen auf diese Art und Weise die Einreise zu verwehren, wird die Migration nicht bremsen! Das sage nicht ich, sondern das sagen alle Experten. Der Migrant wird trotzdem irgendwie durchkommen. Die Abschottung ist nicht wirksam. Die richtige Art und Weise, Migration zu bremsen, besteht darin, die Probleme zu lösen, die wir hier haben. Statt unmenschliche und ungerechte Anstrengungen zu unternehmen, die die Rechte dieser Menschen verletzten, sollten diese Länder uns lieber dabei helfen, die Probleme, die wir in Mittelamerika haben, zu überwinden!“

(vatican news)
 

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10. Juni 2019, 11:45