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Jennifer Bose von CARE im Jemen Jennifer Bose von CARE im Jemen 

Jemen: Die Lage ist dramatisch wie nie zuvor

Im Jahr vier des Krieges im Jemen ist die humanitäre Lage dramatisch wie nie zuvor. Wir sprechen mit einer Helferin vor Ort.

Alles begann mit einem Aufstand der Huthi-Rebellen: Die vom Iran unterstützten Milizen hatten 2014 die Kontrolle über die Hauptstadt Sanaa und große Teile des Nordjemens übernommen. Seitdem werden sie von einer von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition mit schwerem Gerät bekämpft. Die Auswirkungen sind im Jemen überall zu sehen, sagt uns Jennifer Bose von Care, die sich zur Zeit im Land aufhält.

„Man sieht zerstörte Gebäudefassaden, eine komplett zusammengebrochene Infrastruktur, viele Familien haben keinen Zugang zu Strom oder Wasser, die Bevölkerung ist absolut bettelarm.” Den Menschen werde die Zukunft geraubt, fast 80 Prozent der Bevölkerung sei auf humanitäre Hilfe angewiesen, die meisten davon Kinder. Erwachsene fänden keine Arbeit, der Großteil der Wirtschaft sei zusammengebrochen. „Manche arbeiten ohne Gehalt, Ärzte oder Lehrer, und die Inflation führt dazu, dass Familien sich gar nichts mehr leisten können. Die hohen Preise betreffen Öl, Lebensmittel, ganz alltägliche Dinge wie Busfahrten.”

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Es sei schwer zu sagen wie sich die Lage entwickelt, vieles sei unvorhersehbar, erklärt Jenifer Bose. Der verstärkte Beschuss in diesem Jahr, Minen und Luftangriffe hätten „eine ungeheure Auswirkung auf die Bevölkerung. Dieses Jahr allein sind knapp 200.000 Menschen von ihrer Heimat in umliegende Gebiete geflohen. Das bedeutet auch, dass das Risiko für Krankheiten und Mangelernährung steigt, weil viele innerhalb von Minuten fliehen mussten. Seit Anfang der Krise 2015 sind über 200.000 Menschen umgekommen.”

Der Jemen auf der arabischen Halbinsel gehörte schon vor dem Krieg zu den ärmsten Regionen im mittleren Osten, nun hat der Krieg die Entwicklung des Landes um weitere 20 Jahre nach hinten geschoben. „Jeder weitere Tag raubt einer ganzen Generation die Chance auf Frieden und Sicherheit”, sagt Jennifer Bose. 

„Kinderehen sind sehr häufig“

Die Lage für Frauen sei im heutigen Jemen geradezu katastrophal, fährt  Jennifer Bose fort. „Selbst vor dem Krieg hatten Frauen wenige Rechte zugeschrieben bekommen, und wenig Zugang zu Bildung, finanziellen Mitteln und Medizin. Der Krieg hat das noch verschärft. Die Rollenzuschreibung zwischen Frau und Mann ist sehr streng, der Krieg bringt mit sich, dass mehr und mehr Frauen zum Haushaltsvorstand werden, weil ihre Männer umgekommen sind oder keine Arbeit finden. Das führt oft zu schwierigen Dynamiken, die Gewalt gegen Frauen mit sich bringen.”

Eine Gewalt, die auch vor Kindern nicht haltmacht. „Kinderehen sind sehr häufig, teilweise werden die Töchter früh verheiratet, weil die Eltern sich nicht mehr selbst um sie kümmern können”, sagt die Care-Mitarbeiterin. Um das Bildungssystem sei es erbärmlich bestellt: Viele Schulen seien geschlossen oder zerstört, Kinder müssten vielfach auch zur Arbeit gehen.

Um den Menschen langfristig helfen zu können, brauche der Jemen so schnell wie möglich eine politische Lösung. „Und das ist nicht nur eine Aufgabe der UN und der Kriegsparteien, sondern auch aller Ländern, die ihren Teil zu diesem Konflikt beitragen”, so Bose. Erst an diesem Mittwoch hat US-Präsident Trump jedoch sein Veto eingelegt, um ein vom Kongress beschlossenes Waffenlieferungsembargo gegen Saudi-Arabien, einen der Hauptakteuere in dem blutigen Konflikt, abwenden. „Es ist unabdingbar, dass die Zivilgesellschaft im Jemen involviert wird, besonders Frauengruppen,” unterstreicht die humanitäre Helferin.

(vatican news)

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24. Juli 2019, 19:20