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Eine Pressekonferenz zum sechsten Jahrestag der Entführung von Paolo Dall'Oglio Eine Pressekonferenz zum sechsten Jahrestag der Entführung von Paolo Dall'Oglio 

Syrien: Pater Dall'Oglios Botschaft ist nach wie vor aktuell

Vor genau sechs Jahren wurde er entführt: der italienische Jesuit Paolo Dall’Oglio verschwand am 29. Juli 2013 im syrischen Rakka. Seither ist über sein Schicksal nichts bekannt, doch hinter den Kulissen laufen Bemühungen, den Ordensmann zu befreien - denn nach wie vor besteht Hoffnung, dass er trotz der Funkstille noch am Leben sein könnte. Dall’Oglio hatte sich in Syrien unermüdlich für interreligiösen Dialog und Frieden eingesetzt.

Am Sitz der Auslandspresse in Rom trafen sich am Jahrestag seiner Entführung an diesem Montag Journalisten und Verwandte Paolo Dall´Oglios, um auf sein Schicksal aufmerksam zu machen. Vatican News hat mit seiner Schwester Francesca gesprochen.

„Die Tatsache, dass ausgerechnet heute der sechste Jahrestag der Entführung meines Bruders Paolo ist, hat uns, hat mich davon überzeugt, dass wir eine Pressekonferenz organisieren müssten, mit der wir auf irgendeine Weise die Aufmerksamkeit auf ihn als Person und auch darauf, was vor sechs Jahren in Rakka geschehen ist, lenken könnten,“ meint sie. Auch Papst Franziskus hat immer wieder an den entführten Mitbruder erinnert und an seine Geiselnehmer appelliert, den Jesuiten freizulassen. Ende Januar empfing Franziskus die Familienmitglieder des Ordensmannes zu einer Privataudienz. Im Juli, vor wenigen Tagen, wandte er sich in einem Brief an den syrischen Präsidenten Assad. Darin bat Franziskus nicht nur um konkrete Gesten für die Zivilbevölkerung der umkämpften Region Idlib, sondern auch um Aufmerksamkeit für alle während des Konfliktes verschwundenen Menschen.

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Eine wichtige Botschaft des Papstes

„Das habe ich als eine sehr wichtige Botschaft von großer Bedeutung wahrgenommen“, unterstreicht Francesca Dall’Oglio. „Ich fühle mich als Schwester von Paolo in gewisser Weise auch als Schwester dieses Volkes, das leidet, und vor allem allen Familien nahe, die Verwandte haben, die in Syrien verschwunden oder verhaftet worden sind und von denen sie keine Nachricht haben. Das ist die wahre Tragödie, die internationale Aufmerksamkeit erfahren muss. Was das betrifft, hat Papst Franziskus eine starke Botschaft ausgesendet, auch durch die Tatsache, dass es der Apostolische Nuntius in Syrien, Kardinal Zenari, und Kardinal Turkson waren, die diese Botschaft überbracht haben.“

Nach wie vor aktuelle Worte 

Paolo Dall’Oglio habe immer versucht, seinem Leben einen Sinn zu geben, kohärent zu sein und die Liebe für den anderen zu bezeugen, betont die Schwester des Entführten. Er hatte sich besonders im interreligiösen Dialog engagiert, eine Tätigkeit, die ihm ernsthafte Drohungen seitens radikaler Islamisten einbrachte. Dennoch kam es für ihn, trotz einer Ausweisung durch das syrische Regime im Jahr 2012, nie in Frage, Syrien endgültig zu verlassen, um sich selbst zu schützen – bis zu dem Tag, an dem er beim Versuch einer Vermittlung zwischen verfeindeten Gruppen in Rakka tatsächlich entführt wurde. Doch trotz der ewig scheinenden sechs Jahre, die ohne Lebenszeichen seit seiner Verschleppung vergangen sind, ist die Botschaft des Jesuitenpaters, die er angesichts des Vorrückens der Milizen des Islamischen Staates für ein friedliches Zusammenleben abgegeben hatte, nach wie vor höchst aktuell, erinnert Francesca:

„Ich erinnere mich, dass ich das letzte Interview gehört und gelesen habe, das mein Bruder Paolo am Tag vor seiner Entführung in Rakka, am 28. Juli 2013, einem lokalen Fernsehsender gegeben hatte. In diesem Interview unterstreicht er das, was geschieht, wiederholt aber, dass man zu einer inklusiven Gesellschaft kommen muss. Er spricht von einer Föderation, was nicht heißt, die Identitäten der verschiedenen Gemeinschaften zu verflachen, sondern eine Gesellschaft zu schaffen, die in der Lage ist, alle Verschiedenheiten aufzunehmen.“

Versäumnisse bei den Nachforschungen beklagt

Im Verlauf der Pressekonferenz am römischen Sitz der Auslandspresse in Italien hatten die Geschwister des Entführten allerdings auch Versäumnisse bei den Nachforschungen beklagt. Die syrische Stadt Rakka, wo der Italiener im Juli 2013 verschleppt worden war, sei seit Ende 2017 befreit, aber man habe noch immer keine Nachricht über sein Schicksal, erklärten sie am Montag. Die zuständigen Stellen seitens der italienischen Regierung hätten zwar versichert, alles zu tun, um den Verbleib ihres Bruders aufzuklären; erst 2018 habe die Familie aber einen Koffer von Paolo Dall'Oglio erhalten, der schon seit Juni 2014 im Besitz der italienischen Ermittler gewesen sei, so Francesca Dall'Oglio vor den Journalisten. Das Gepäckstück enthielt nach ihren Angaben alte Mobiltelefone sowie die Brieftasche und das Käppchen des Geistlichen. Die Familie habe die Gegenstände erst erhalten, nachdem sie sich aktiv darum bemüht habe, sagte die Schwester des Paters. Man wisse nicht, ob er noch am Leben sei. Doch in Syrien sei es schon oft zu langen Gefangenschaften gekommen, die letztlich gut ausgegangen seien, zeigten sich Francesca, Immacolata und Giovanni Dall'Oglio zuversichtlich.

Der römische Jesuit und Islamwissenschaftler Paolo Dall'Oglio arbeitete seit den 1980er-Jahren in Syrien und setzte sich besonders für die Ökumene und den christlich-islamischen Dialog ein. 1982 hatte er das syrisch-katholische Kloster Mar Musa wiedergegründet. Wegen Kritik am syrischen Regime und angeblicher Unterstützung von Rebellen wurde er 2012 aus Syrien ausgewiesen. Am 29. Juli 2013 Juli wurde Dall'Oglio verschleppt, als er versuchte, im Konflikt zwischen islamistischen Kämpfern und Kurden zu vermitteln. Dazu war er ins Quartier der Gruppe „Islamischer Staat Irak und Levante“ in Rakka nahe der türkischen Grenze gereist. Papst Franziskus und der Jesuitenorden hatten bereits mehrfach ihre Besorgnis über das Schicksal Dall'Oglios bekundet und seine Freilassung gefordert.

(vatican news/kna - cs)

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29. Juli 2019, 13:10