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Menschen aus Venezuela im Niemandsland zwischen Chile und Peru Menschen aus Venezuela im Niemandsland zwischen Chile und Peru 

Chile: Bischof mahnt zu Solidarität mit Migranten aus Venezuela

Im Norden Chiles ruft ein Bischof zu mehr Einsatz und Verständnis für Migranten aus Venezuela auf. Sein eigenes Bistum San Marcos de Arica ist bereits aktiv.

Griselda Mutual und Gudrun Sailer – Vatikanstadt

In Südamerika ist Winter, und Venezuela und Chile trennen 3.000 Kilometer Luftlinie. Nichtsdestotrotz treffen immer mehr Flüchtlinge aus dem einst reichen, heute herabgewirtschafteten Venezuela in Chile ein. „Die Menschen, die an unsere Nordgrenze kommen, sind die einfachsten, die mit den wenigsten Mitteln“, sagte uns am Telefon Bischof Moises Atisha Contreras.

Chile hat vor kurzem ein Sondervisum für venezolanische Staatsangehörige eingeführt, die sich im Land niederlassen wollen. Nur wenig später beschloss auch das nördliche Nachbarland Peru ein ähnliches Visum. Weil viele der Flüchtlinge aus Venezuela die Voraussetzungen nicht erfüllten, saßen sie einige Tage am Grenzübergang Chacalluta fest, in einer Art rechtsfreiem Raum und ohne ein Dach über dem Kopf.

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Dann schaltete sich das Bistum San Marcos de Arica ein, und zumindest Familien mit Minderjährigen konnten nach Peru zurückkehren, wo sie, begleitet von Bischof Atisha, die Formalitäten für die Weiterreise nach Chile regeln konnten. Die Diözese hatte vergangene Woche die unzureichenden Hilfsmaßnahmen der chilenischen Regierung unter dem konservativen Präsidenten Sebastian Pinera für die Migranten im Grenzgebiet zu Peru scharf kritisiert.

„Unsere Grenze ist zwar von Minen geräumt – aber noch lange nicht vollständig“

Einige der venezolanischen Migranten laufen bei strengen Wintertemperaturen auch die Bahngleise entlang, die von Peru nach Chile durch eine Steppe führen. Ein gefährlicher Weg, erklärt uns der Bischof. „Ich denke, es ist die Verzweiflung, die zu einer so riskanten Entscheidung führt. Unsere Grenze ist zwar von Minen geräumt – aber noch lange nicht vollständig. Die Menschen riskieren ihre körperliche Unversehrtheit, wenn sie Gebiete passieren, in denen noch Minen vergraben sind. Deshalb haben wir letzte Woche versucht, die Migranten zu überzeugen, dass sie nicht diesen Weg nehmen sollen. Es ist besser, den vorgesehenen Weg zu gehen und die Formalitäten zu erledigen, auch wenn es etwas länger dauert.“  

Mindestens zwei Millionen Menschen, andere Quellen sprechen gar von vier Millionen, haben Venezuela in den vergangenen zwei Jahren verlassen. Das ölreiche Land ist unter dem sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro ausgeblutet wie nie zuvor, es fehlt an Nahrung, Medikamenten und jeder Art von staatlicher Grundversorgung. Aus dem Machtkampf zwischen Maduro und dem konservativen Interims-Präsidenten Juan Guaidò haben sich bisher keine Verbesserungen für die Bevölkerung ergeben.

Größter Exodus in der jüngeren Geschichte Lateinamerikas

Der Exodus der Venezolaner ist der größte in der jüngeren Geschichte Lateinamerikas. Rund vier Fünftel der venezolanischen Flüchtlinge finden Aufnahme in anderen lateinamerikanischen Nationen, die vorerst weiterhin eine Politik der Solidarität und Großzügigkeit zeigen. Allerdings stoßen die Länder langsam an die Grenzen ihrer Aufnahmefähigkeit. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk vermerkt zunehmend Episoden der Diskriminierungen und Fremdenfeindlichkeit gegenüber den Venezolanern.

„Unser Reisepass ist derselbe: Wir sind alle Kinder Gottes“

Derweil reißt die Welle der Migration nicht ab. Die Kirche mahnt weiterhin zu Solidarität – und versucht sie selbst zu praktizieren. „Gott war der erste Migrant – er kam vom Himmel, um Mensch zu werden“, begründet Bischof Atisha diesen Einsatz. „Wenn man das weiß, ist es schwer, den Migranten aus dem Blick zu verdrängen, der in einem anderen Land ein besseres Schicksal sucht. Wir sind Bürger des Himmels. Unser Reisepass ist derselbe: Wir sind alle Kinder Gottes. Deshalb soll jeder, so weit er kann, das Herz und die Hände für diese Wirklichkeit öffnen, um wahre Geschwisterlichkeit aufzubauen.“

(vatican news)

 

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02. Juli 2019, 14:56