Jemen: Arabien-Bischof Hinder schlägt Alarm
Mario Galgano – Vatikanstadt
Im Jemen herrscht weiterhin Krieg, und es sieht nicht danach aus, dass die Waffen bald ruhen werden. Im Gegenteil: vor Kurzem wurde eine weitere Schlachtfront eröffnet zwischen den von Saudi-Arabien unterstützen Kämpfern und Separatisten, die von den Emiraten Schützenhilfe bekommen. Beide wiederum kämpfen gegen die Houthi-Rebellen, die ihrerseits vom Iran unterstützt werden.
Für Paul Hinder, Apostolischer Vikar für Südarabien und somit für den Jemen zuständig, ist die Lage unhaltbar:
„Ich kann über die konkrete Lage nicht viel sagen, denn ich kann persönlich dort gar nicht hingehen, um mir ein direktes Bild zu machen. Das ist schon seit vier oder fünf Jahren so, dass ich wegen des Krieges nicht in den Jemen reisen kann. Es ist sehr schwierig, zuverlässige und objektive Nachrichten zu erhalten aus dem Krisengebiet, weil natürlich auch immer ein wenig Propaganda mitspielt und zwar von allen Seiten. Sicher ist, dass in verschiedenen Teilen des Landes große Not herrscht. Krankheit, Hunger und die Folgen der Gewalt prägen das Kriegsgebiet. Das gilt aber sicherlich nicht für das ganze Land. Es gibt Gegenden, wo relative Sicherheit herrscht und sich die Menschen einigermaßen über Wasser halten können.“
In der Hauptstadt herrscht Ruhe, im Süden Krieg
Gerade in der Region um die Hauptstadt Sana'a scheine vorerst relativ ruhig zu sein. Anders im Süden Jemens, wo die Kämpfe wieder begonnen haben, vor allem in Aden.
„Wie es weitergeht, kann man im Moment schwer sagen. Die Kriegsparteien scheinen im Moment eher wieder auseinanderzudriften, anstatt aufeinander zuzugehen. Ich hoffe trotzdem, dass irgendwie die Vernunft die Überhand gewinnt.“
Während der Jemen leidet, gibt es aber positive Nachrichten aus Abu Dhabi, wo Bischof Hinder lebt. Mit der Ankündigung der Schaffung eines „Hohen Komitees“ für den interreligiösen Dialog werde das Anliegen des Geschwisterlichkeits-Dokuments, welches Papst Franziskus und Großimam Al-Tayyeb im Februar unterzeichnet haben, weiter vorangetrieben werden.
„Es geht darum, dass dieses Dokument nicht einfach in der Schublade verschwindet, sondern dass es Wirkungen zeigt. So ist vorgesehen, dass es in den Lehrplänen an Schulen behandelt wird oder auch in anderen Gremien. Es soll echte Früchte tragen. Das Komitee selbst ist so zusammengesetzt, dass seine Mitglieder Arabisch sprechen. Das ist ein Gesichtspunkt, der wichtig ist, um in der arabischen Welt auch wirklich wahrgenommen zu werden.“
Konferenz im Oktober
Er selber sei nicht direkt involviert, kenne aber alle Mitglieder des neuen „Hohen Komitees“. Bischof Hinder werde mit ihnen sicherlich zusammenarbeiten. So wird er an einer Konferenz im Oktober teilnehmen, die das Gremium organisieren wird.
„Wichtig erscheint mir, dass es einen Motor gibt, der dem Dokument Schubkraft verleiht. Es ist ja immer gefährlich, solche Dokumente zu verabschieden und sie dann im Archiv in Vergessenheit geraten zu lassen.“
(vatican news)
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