Fokolarbewegung: Neu an der Einheit Europas arbeiten
Gruppen aus allen Teilen Europas wechseln sich bei den Aufenthalten ab, um im Geist der Fokolare-Gründerin Chiara Lubich die Spiritualität der Bewegung zu vertiefen und geschwisterliche Bande neu zu knüpfen. „Aim high“ („hoch zielen") ist der beredte Titel der Initiative. Eine der Teilnehmerinnen an dem paneuropäischen Treffen war Teresa Mühlig aus dem Koordinierungsteam. Sie zeigte sich nach ihrer Rückkehr am Mikrofon von Vatican News begeistert von den gelebten Erfahrungen:
„Wir waren Menschen aus über 30 Ländern Europas, aus der EU aber auch außerhalb, von Portugal bis Russland, von Island bis Griechenland, Menschen allen Alters, viele Jugendliche, viele Familien… Wir haben uns getroffen, um die Spiritualität der Fokolarbewegung zu vertiefen und ganz besonders die Frage, was ist Einheit in Verschiedenheit. Denn wir haben durch die politischen Entwicklungen wie Brexit, Flüchtlingsfrage, auch ethische Diskussionen, gemerkt, dass es in Europa eine Tendenz gibt, nicht nur auseinanderzufallen, sondern wieder zu Feinden werden und die Einheit, die wir einmal gewonnen haben, wieder zu verlieren. Und um das zu verhindern, haben wir uns getroffen, um wieder diese Familie und diese Verbundenheit zu spüren.“
Insgesamt 2.600 Menschen sind es, die über die vier angesetzten Wochen im Juli und August gemeinsam Ferien in den Dolomiten machen, aber auch spirituell vertiefen wollen, was die Gründerin der Foklolarbewegung Chiara Lubich vor 70 Jahren als Mariapoli erlebt hat: „Menschen kommen zusammen und erleben die Einheit in Verschiedenheit als Familie“, so drückt es Teresa Mühlig aus.
„Und das war wirklich eine sehr spannende, aber auch schwierige Erfahrung, denn wir haben gemerkt, dass die Verschiedenheit in der Tat groß ist und es Werte gibt, die wir nicht miteinander teilen und Verhaltensweisen, die wir nur schwer nachvollziehen können. Und umso wichtiger war es, gemeinsam zu spüren, dass wir als Menschen Geschwister sind und den anderen Menschen wieder kennenzulernen, Verbundenheit zu entdecken.“
Dem Einzelnen das Gefühl geben, dass er zählt
Dies geschieht noch bis zum 11. August über Themenrunden und Vorträge, aber auch Workshops, Tänze und Ausflüge in die Berge. Die Unterkünfte konnten vorher je nach Gusto und Geldbeutel ausgewählt werden, Teilnehmer aus Ländern mit geringerem Grundeinkommen erhielten Ermäßigungen. Doch nicht alles kann man im Vorfeld planen, das bestätigte sich auch bei der Neuauflage von Mariapoli, die Teresa Mühlig erlebt hatte:
„Gerade die Jugendlichen hatten sich für die Selbstversorgerhäuser entschieden, einfachere Unterkünfte, etwas außerhalb. Und als eine Gruppe aus Bulgarien ankam, spürten sie in der gewissen Abgeschiedenheit ihrer Häuser gleich wieder den Schmerz ihrer Ausgegrenztheit auch in der EU, in Europa, die Erfahrung, marginalisiert zu werden. Man kann natürlich viele Dinge planen, aber gerade solche Dinge kann man eben auch nicht vorhersehen.“
Wichtig sei es dann, wie alle zusammen auf solche Unwägbarkeiten reagieren, betont Teresa Mühlig. Im Fall der bulgarischen Teilnehmer hätten sich sofort Menschen bereit erklärt, ihre Autos zur Verfügung zu stellen, um der Gruppe aus Osteuropa zu signalisieren, dass sie ein wichtiger Teil dieser Mariapoli seien. „Und die Menschen, die ihre Autos zur Verfügung gestellt haben oder Fahrdienste angeboten haben, haben danach rückgemeldet, dass sie gar nicht gemerkt hätten, dass sie etwas gegeben haben, sondern dass sie vielmehr beschenkt wurden durch die persönlichen Begegnungen und viele starke Gespräche, die auf der Autofahrt entstanden sind.“
In jedem Land setzen sich Menschen für den Frieden ein
Eine weitere starke Erfahrung der gemeinsam verlebten Zeit sei es gewesen, am eigenen Leib zu realisieren, dass Europa nicht nur aus der EU besteht – eine Tatsache, die gerade Zentraleuropäer gerne vergessen, meint Teresa:
„Wir hatten Menschen aus England da, die mit dem Brexit gerade einen Schritt aus der EU herausmachen, wir hatten Leute aus Russland, die sich von der EU an den Grenzen geradezu bedroht fühlten. Und da diese unterschiedlichen Sichtweisen zusammenzubringen, das Leid jedes Einzelnen mitzuteilen, den Schmerz zu verstehen, auch wenn das scheinbar so gegensätzlich ist, das war eine sehr wichtige Erfahrung. Und alle haben hinterher zurückgemeldet, dass es ihnen wichtig war, zu spüren, wir gehören eben doch zusammen und wir sind Menschen in jedem Land, die sich für den Frieden einsetzen.“
(vatican news - cs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.