Anwalt für Indigene: Die „Amazonisierung“ der Welt
P. Bernd Hagenkord - Vatikanstadt
Unterwegs auf dem Rio Maderinha, mitten im Amazonasgebiet. Wir sind auf dem Weg zum indigenen Volk der Mura, in dem kleinen Boot dabei sind Edina Margarida Pitarelli und Schwester Luzinete de Araujo Silva, beide Mitarbeiterinnen der kirchlichen Institution, die sich um Glauben und Rechte der Indigenen kümmert. Was für die beiden bedeutet, dauernd auf den Flüssen Amazoniens unterwegs zu sein.
Die verschiedenen indigenen Kulturen
Wer das Wort Indigene hört, stellt sich zuerst eine vielleicht homogene oder zumindest ähnliche Kultur vor. Weit daneben; es sind viele Völker mit vielen Sprachen und Geschichten und deswegen auch verschiedenen Kulturen. Da müsse man erst mal Gemeinsamkeiten herstellen, sagt Edina Pitarelli: „In dem Moment, in dem wir anfangen, vor Ort für die Rechte der indigenen Bevölkerung zu arbeiten, beginnen diese zu erkennen, dass sie sich mit anderen Dörfern zusammenschließen müssen, dass sie sich am gleichen Kampf beteiligen müssen, denn das Problem des einen ist praktisch das Problem aller. Und so war es auch: sie haben sich vereint und eine Bewegung geschaffen.“
Das sei nicht selbstverständlich, gemeinsames Auftreten und Einsatz für die Rechte aller müsse erst entdeckt werden. „Und von dem Moment an, in dem sie sich ihrer Rechte bewusst werden, beginnen sie, sich untereinander zu stärken, sich zu vereinen und Dinge zu sehen, die sie vorher nicht gesehen haben.“
Anwaltschaft ist Verkündigung
Ist das wirklich Aufgabe der Kirche? Auch in der Kirche selbst ist die Anwaltschaft für die Rechte der Indigenen nicht unhinterfragt, ein Zweifel den Sr. Luzinete gar nicht teilen kann: „Ich sehe, dass Cimi wirklich ein Evangelisierungswerk im wahrsten Sinne des Wortes vollbringt. Denn zu evangelisieren bedeutet, sich um das Leben zu kümmern, das Leben in den Mittelpunkt zu stellen. Und die Aktivitäten, obwohl sie nicht direkt verkündend, sakramental oder pastoral sind, haben in ihrem Zentrum die Sorge um das bedrohte Leben.“ Das Evangelium komme so in die Welt, sagt sie im Gespräch, „inkarniert“ werde es. Der Einsatz für die Menschen, die niemanden auf ihrer Seite hätten oder denen nur mit Vorurteilen begegnet würde, das sei echter Einsatz für die Frohe Botschaft.
Und erst dann, wenn sie die Gemeinsamkeiten in ihren Kulturen entdeckt hätten, dann seien Sie auch offen für Verkündigung. Alles andere würde nur Glauben überstülpen, das sei nicht der Weg der Kirche.
Und die Synode?
Nach ihren Erwartungen an die Synode gefragt zögern beide etwas. Große Erwartungen scheinen sie nicht zu haben. Die Synode könne eher sowas sein wie ein Schlusspunkt oder wie die Zusammenfassung dessen, was hier in Amazonien alles passiert, meint Schwester Luzinete dann. „Das Neue wird geboren, wenn die Gemeinden vor Ort dieses Neue annehmen und nicht erwarten, dass da ein Dokument kommt.“ Die Synode finde schon statt, fügt sie an, hier in Amazonien, an den Orten an denen sie Gespräche führe, sei es mit Indigenen, sie es in den Gemeinden. In den Studiengruppen, den Diskussionen.
„Wir hoffen von der Synode, dass die Kirche diese Besonderheit anerkennt und dass sie die Kultur hier akzeptiert. Die Kirche muss die Art und Weise der Kultur annehmen, wir brauchen sozusagen die Amazonisierung der Welt, nicht umgekehrt.“
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.