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Christen in Bangladesch begehen Allerseelen in Dhaka Christen in Bangladesch begehen Allerseelen in Dhaka 

Erzbischof: Bangladeschs Katholiken doppelt diskriminiert

Die katholische Kirche wird im muslimisch dominierten Bangladesch für ihr Engagement im Bildungs- und Gesundheitsbereich geachtet. Im Alltag aber ist die kleine Minderheit der Katholiken in weiten Teilen des Landes Diskriminierungen ausgeliefert und muss um die Anerkennung ihrer Rechte kämpfen. Darauf hat Erzbischof Moses M. Costa aus Chittagong im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress in Wien hingewiesen.

In der Verfassung Bangladeschs sind ethnische und religiöse Minderheiten und ihre Rechte nicht explizit erwähnt. Christen müssen Benachteiligungen bei der Arbeitssuche hinnehmen oder werden Opfer von Landraub, kritisieren Hilfsorganisationen immer wieder. In ganz Bangladesch führe die katholische Kirche 500 Schulen und ermögliche so 100.000 Schülern, die Mehrheit davon Muslime, eine Ausbildung, berichtet auch Erzbischof Costa. Gleichzeitig würden in Regionen, wo es keine katholischen Schulen gibt, christliche Schüler aus den indigenen Stämmen nicht in staatlichen Schulen aufgenommen.

Christen in Bangladesch: eine doppelte Minderheitensituation

Christen, so erläutert Erzbischof Costa, befinden sich in Bangladesch in einer doppelten Minderheitensituation. Benachteiligt würden sie nicht nur als religiöse Minderheit. Die Mehrheit der Christen gehöre auch Volksgruppen mit indigenen Wurzeln an, die in wenig entwickelten Regionen in großer Armut leben. Für ihr Überleben ist die kleine katholische Ortskirche auf Unterstützung aus der Weltkirche angewiesen.

„Unser Dienst in der Kirche ist daher nicht nur geistlich, sondern stark verbunden mit Gerechtigkeit, Frieden, Menschenrechten und Bildung“, so der Erzbischof. Man versuche den Menschen mit Bildungsmaßnahmen, Gesundheitsversorgung und Entwicklungsprojekten zu helfen. Ebenso leiste die Kirche Lobbyarbeit oder bezahle Anwälte in Landrechtsstreitigkeiten, damit die Christen ihre Rechte verteidigen können. „Unsere Mission ist es, schwache Menschen stark zu machen“, betont Costa.

Christen leben in entlegenen Dörfern

Der 68-jährige Costa, der sich derzeit zu einer Vortragsreise und Besuchen bei Hilfswerken wie „Kirche in Not“ in Europa aufhält, wurde 2011 nach mehreren Jahren als Bischof von Dinajpur an die Spitze der Diözese Chittagong berufen. Papst Franziskus erhob Chittagong wenige Monate vor seinem Besuch in Bangladesch 2017 zur Erzdiözese.

Etwas mehr als 30.000 Katholiken unter einer Bevölkerung von mehr als 20 Millionen zählt die Erzdiözese, die über zwölf Pfarreien verfügt. Doch die umfassen meist jeweils mehr als 50 Dörfer in teils schwer zugänglichen Regionen. Für sie sind 14 Diözesan- und 10 Ordenspriester aktiv. In manchen besonders abgelegenen Dörfern im Bergland östlich der Metropole Chittagong gebe es nur alle paar Jahre eine Messe mit einem Priester. Er könne viel mehr Pfarreien gründen – doch dafür fehlten die Priester, so der Erzbischof:

„Wir sind sehr wenige. Die Mehrheit der Bangladeschis sind Stammesangehörige, denn die sind offen für den christlichen Glauben. Und sie sind sehr arm, Opfer vielerlei Diskriminierungen. Deshalb setzen wir als Kirche uns dafür ein, die Rechte dieser Menschen zu verteidigen und mit der Arbeit der Caritas zu ihrer Ausbildung, Gesundheit und Entwicklung beizutragen.“

Hoffnung auf Neupriester aus den indigenen Minderheiten

Costa hofft auf Neupriester, die selbst aus den indigenen Minderheiten stammen, und hat dafür zuletzt mit Unterstützung von Hilfswerken ein Priesterseminar mit 30 Plätzen errichtet. Auch setzt er auf die stärkere Ausbildung von Katechisten - und zwar männlichen wie weiblichen. Immer mehr Mädchen gingen in Bangladesch zur Schule, stellt Costa erfreut fest. Junge Frauen seien auch an der Arbeit als Katechistin interessiert, „aber sie brauchen eine entsprechende Ausbildung“. Eine der Ideen des Erzbischofs ist daher der Bau einer Bildungseinrichtung für diesen Zweck.

Hilfe etwa von „Kirche in Not“ bekommt die Erzdiözese Chittagong auch bei der Errichtung von Kapellen und anderen kirchlichen Gebäuden. „Wir brauchen Orte, an denen die Gläubigen zusammenkommen können, zum Beispiel für Katechismusunterricht.“ Besonders wichtig sei für die örtlichen Katholiken der Bau von Kapellen, schildert Costa: „Auch wenn die Menschen sehr arm sind und selbst keine angemessene Unterkunft haben, fragen sie immer als erstes, ob wir eine Kapelle bauen können. Eine Kapelle ist eine sehr große Sache für unser Volk.“

(kap - cs)

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19. September 2019, 12:43