Spanien: Missglückte Restaurierung in Kirche sorgt für Polemik
Die Holzfiguren aus dem 18. Jahrhundert zeigen den heiligen Josef und die heilige Maria von Ägypten. Wie auf Vorher-Nachher-Fotos zu erkennen ist, die im Internet kursieren, wurden die ursprünglich dezent und filigran gestalteten Kunstschätze gröblich mit bunten Farben übermalt, berichtete die deutsche Katholische Nachrichten-Agentur (KNA).
Laut örtlichen Medienberichten vom Wochenende ist ein „autodidaktisch ausgebildeter“ Restaurator für die Arbeiten verantwortlich. Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken fallen einhellig aus: „Was für ein Desaster“, schrieb ein empörter Facebook-Nutzer. Ein anderer sprach von einem „Massaker“. Auch der renommierte Kunsthistoriker Jesus Romanov machte seinem Ärger Luft. Die beiden Werke seien durch die unsachgemäße Restaurierung „zerstört“ worden, kritisierte der Fachmann von der Universität Sevilla. Er frage sich, wie so etwas geschehen könne. Derart bedeutende Kunstwerke dürfe man nicht in die Hände von Dilettanten legen.
Retten, was zu retten ist
Die Erzdiözese Sevilla gab in einer Stellungnahme an, sie sei für den Vorfall nicht verantwortlich. Man sei - entgegen den Vorschriften - nicht über die Arbeiten informiert worden. Eine Untersuchung solle nun klären, ob die Skulpturen noch zu retten seien.
Der Spanische Restauratorenverband (ACRE) kritisiert seit langem einen „desaströsen“ Trend zu laienhaften Restaurierungen selbst bei wertvollsten Kunstschätzen. Derlei Eingriffe von „unfähigem“ Personal seien ein „Anschlag auf das kulturelle Erbe“ des Landes, schimpften die Experten jüngst in einer Erklärung. Zuletzt hatten sie eine ganze Reihe entsprechender Fälle zu beklagen. Meist ist Kirchenkunst betroffen.
Immer wenn es in Spanien derartige Schlagzeilen gibt, ist schnell von einem weiteren „Ecce Homo“ die Rede. Das legendäre Scheitern der über 80 Jahre alten Hobby-Malerin Cecilia Gimenez in Borja gilt als die Mutter aller missglückten Restaurierungen. Als sie im Jahr 2012 mit der Auffrischung des Jesus-Freskos „Ecce Homo“ in der Kirche Santuario de Misericordia fertig war, glich es eher einem Äffchen als dem Sohn Gottes. Ein Lokalreporter, der zunächst von Vandalismus ausging, fotografierte den entstellten Heiland und untertitelte das Bild mit den Worten: „Das verzeiht nicht einmal Jesus“. In der Folge wurden Zeitungen und Fernsehsender weltweit auf die Geschichte aufmerksam.
(kna - cs)
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