Spanien: Sant’Egidio fordert Umdenken in EU-Migrationspolitik
„Ohne eine Sichtweise, die auf Fakten gründet und nicht auf den Ängsten vor den Migrations-Phänomenen, läuft Europa Gefahr, seine Zukunft ins Meer zu werfen“, sagte die Verantwortliche des Migranten-Dienstes der Gemeinschaft, Daniela Pompei, beim interreligiösen Gebetstreffen „Frieden ohne Grenzen“, das noch bis Dienstagabend in Madrid stattfindet.
„Paradox ist, dass das epochale Phänomen der Migration noch immer mit einer anachronistischen Waffe angegangen wird, die sich als unwirksam erwiesen hat, nämlich den Mauern“, so Pompei. Jetzt sei „der richtige Moment für Europa, um seine Ängste zu überwinden, Gesetze zu verändern und neue zu verabschieden“.
Das 33. Internationale Sant'Egidio-Friedenstreffen findet seit Sonntag in Madrid statt. Organisiert wird es von der Gemeinschaft Sant'Egidio und der Erzdiözese der spanischen Hauptstadt. Persönlichkeiten aus 80 Ländern sowie verschiedener Religionen und Kulturen wollen sich über Themen wie Migration, Umwelt und soziale Gerechtigkeit austauschen und nach Lösungsansätzen suchen.
Kirche begrüßt Fortschritte bei Seenotrettung
Jüngste Fortschritte für eine Übergangsregelung zum Umgang mit von aus Seenot geretteten Migranten hat unterdessen Erzbischof Jean-Claude Hollerich begrüßt. „Ich habe mich gefreut, weil die Situation auf den Schiffen unmöglich ist“, sagte der Präsident der katholischen EU-Bischofskommission der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur am Montag in Brüssel. Die derzeitige Lage gehe gegen die Menschenrechte, so der Luxemburger Erzbischof, den Papst Franziskus Anfang Oktober in den Kardinalsstand erheben wird. Am Wochenende hatte der deutsche Innenminister Horst Seehofer mitgeteilt, dass Deutschland ein Viertel der aus Seenot geretteten Migranten aufnehmen wolle, die vor Italien ankommen.
Zudem forderte Erzbischof Hollerich von den EU-Staaten mehr Einsatz für die Flüchtlinge und Migranten in den Lagern in Libyen. „Andauernde Vergewaltigungen, kein Trinkwasser, kein Wasser zum Waschen, Hautkrankheiten, Folter, Aufseher mit Maschinengewehren: Das geht nicht an der Pforte Europas“, so Hollerich.
Am 23. September wollen die Innenminister Deutschlands, Frankreichs, Italiens, Maltas und Finnlands auf Malta über einen provisorischen Verteilungsmechanismus für im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge und Migranten beraten.
(kna – tg)
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