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Äthiopien: Orthodoxe Kirche besorgt über Übergriffe auf Gläubige

Die orthodoxe Kirche Äthiopiens ist besorgt über die zunehmenden Übergriffe auf Gläubige. Ein hoher Würdenträger der Kirche, Melakehiwot Aba Woldeyesus Seifu, hatte gegenüber der BBC geäußert, dass bei den Unruhen in der zentralen Region Oromia in der vergangenen Woche über 60 Gläubige getötet wurden.

Die orthodoxe Kirche stellt die größte christliche Glaubensgemeinschaft in Äthiopien dar. Sie hat in der Vergangenheit bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass ihre Gläubigen gezielt angegriffen würden. Dies sei auch bei den jüngsten Vorfällen geschehen. Aba Woldeyesus hatte der BBC gegenüber verlauten lassen, dass in der vergangenen Woche 158 Erwachsene und Kinder in einer Kirche in Dodola, rund 290 Kilometer im Süden der Hauptstadt Addis Abeba, geflüchtet hatten. Dort seien sie vier Tage lang von Sicherheitskräften mit Wasser und Nahrung versorgt worden.

Am vergangenen Sonntag hatte die einflussreiche Kirche die zögerliche Reaktion des Ministerpräsidenten auf die religiösen und ethnischen Spannungen kritisiert und betont, die Regierung schütze ihre Gläubigen nur unzureichend. „Menschen sterben und es kommt die Frage auf, ob die Regierung überhaupt existiert. Die Menschen verlieren alle Hoffnung“, sagte ein weiteres führendes Mitglied der orthodoxen Tewahedo-Kirche, Markos Gebre-Egziabher, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP in Addis Abeba.

Politische Unruhen schlagen in ethnisch-religiöse Konflikte um

Eine genaue Anzahl der Todesopfer zu bestimmen, ist schwierig. Medien sprechen bislang von über 80 Toten, die bei den zunächst politisch motivierten, später dann aber in ethnisch-religiöse Unruhen umgeschlagenen Zusammenstößen ums Leben gekommen sind. Die Unruhen brachen aus, nachdem der einflussreiche politische Aktivist und Medienschaffende Jawar Mahammed, der wie Präsident Abyi Ahmed aus der Ethnie der Oromo stammt und bislang als Unterstützer des Präsidenten agierte, öffentlich beklagt hatte, dass sein Leben durch den vor Kurzem erfolgten Entzug der Personenschützer mehrfach in Gefahr gewesen sei. Die Sicherheitskräfte weisen die Anschuldigungen von sich. In jüngster Zeit hatte Jawar Mohammed zunehmend politische Entscheidungen des als Hoffnungsträger geltenden Ahmed kritisiert

Mittlerweile sind Soldaten in die Unruhegegenden entsandt worden. Abiy Ahmed hatte die Geschehnisse am vergangenen Samstag als „bösartige Akte” verurteilt und dazu aufgerufen, dafür zu arbeiten, Spaltungen zu vermeiden.

Äthiopien leidet seit Jahrzehnten unter ethnischen Spannungen. Mit Abyi Ahmed war 2018 erstmals ein Mitglied der zwar größten, aber in der aktuellen Ära auch marginalisiertesten Ethnie der Oromo zum Ministerpräsidenten bestimmt worden. Für seinen Kurs der Öffnung und Deeskalation insbesondere dem Nachbarn Eritrea gegenüber hatte Ahmed 2019 den Friedensnobelpreis erhalten. In jüngster Zeit hat sich sein einstiger politischer Weggefährte Mohammed gegen ihn gewandt und große Demonstrationen organisiert. Bei den damit entstandenen Unruhen sind bislang zahlreiche Menschen ums Leben gekommen.  

(divers - cs)

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03. November 2019, 11:22