Erzbischof von Aleppo über ermordeten Priester: „Ein Märtyrer Syriens“
Silvia Kritzenberger und Marco Guerra – Vatikanstadt
Pater Bedoyan habe viel Gutes getan, sich unermüdlich für den Wiederaufbau der Kirche in Syrien eingesetzt, betont der Erzbischof und zögert nicht, den Pfarrer, den er persönlich gekannt hat, als Märtyrer zu bezeichnen. Auch Papst Franziskus hatte der Gemeinde und der Familie des Pfarrers, der eine Frau und zwei Kinder hinterlässt, in einem Tweet spontan seine Nähe bekundet.
Als Apostolischer Administrator von Qamishili, Hasakah und Deir er Zor ist Erzbischof Marayati für jene Zonen im Norden Syriens zuständig, die erst im Oktober Ziel der türkischen Militäroffensive wurden und zuvor ins Visier des Islamischen Staates geraten waren. Nach dem Abzug der türkischen Armee habe man damit begonnen, den Wiederaufbau der Kirche und der Häuser der armenischen Gläubigen voranzutreiben, die geflohen waren. Und daran sei Pfarrer Bedoyan wesentlich beteiligt gewesen, betont Marayati.
Die letzte Begegnung...
An die letzte Begegnung mit ihm kann er sich noch gut erinnern:
„Am 3. November hat er einen Ständigen Diakon, den ich weihen sollte, nach Aleppo begleitet. Er war für die St.-Josephs-Pfarrei der armenisch-katholischen Christen in Qamischli zuständig und hat dort immer gute Arbeit geleistet, sich der Armen angenommen und auch die für die Gegend Verantwortlichen unterstützt.“
Und das alles in einer Situation, die auch nach dem Abzug der amerikanischen Truppen immer noch alles andere als leicht wäre und einem Gebiet, das in verschiedene Zonen aufgesplittert sei, präzisiert der Erzbischof: in einen von den Türken kontrollierten Norden, einen von den Kurden kontrollierten Teil und Deir er Zor, wo noch immer Dschihadisten präsent seien: „Es ist wirklich eine extrem komplizierte, instabile und gefährliche Situation. Wir können sagen, dass dieser Priester ein Märtyrer geworden ist, ein Märtyrer der Pflicht, ein Märtyrer der Kirche und Syriens,“ stellt Marayati fest.
Alle zwei, drei Wochen sei er persönlich hierher gekommen, um die Arbeiten zu überwachen, so Marayati. Kein Wunder also, dass die dortigen Christen die Nachricht von seiner brutalen Ermordung mit Entsetzen aufgenommen haben.
„Es ist eine sehr alte und sehr starke Gemeinschaft, aber es war ein schwerer Schlag für uns alle, denn er war ein Priester, der es verstanden hat, Solidarität unter den Menschen zu schaffen,“ betont der Erzbischof. „Viele Christen haben das Land bereits verlassen, und auch die wenigen, die geblieben sind, tragen sich angesichts der anhaltenden Situation der Unsicherheit mit dem Gedanken, ihrer Heimat den Rücken zu kehren. Wir versuchen, Hoffnung zu geben, über die Auferstehung nach dem Tod zu sprechen. Wir sind unserem Volk nahe; wollen, dass es sich wehrt und bleibt. Doch – wie schon das Evangelium sagt: Schlage den Hirten, und die Herde wird sich zerstreuen.“
Der Pfarrer wurde gezielt ins Visier genommen...
An einen Zufall glaubt der Erzbischof nicht. Seiner Meinung nach besteht kein Zweifel daran, dass der Pfarrer gezielt ins Visier genommen worden sei. Jeder habe sein Auto gekannt – und auch gewusst, dass er die für den Wiederaufbau notwendigen Gelder dabei gehabt habe. Deir er Zor habe eine besondere Bedeutung für das Gedächtnis der Armenier, die dem Völkermord durch das Osmanische Reich 1916 entkommen sind. Bei den jüngsten Razzien in der syrischen Stadt hätten die Türken das Denkmal der orthodoxen Armenier zerstört, gibt Marayati zu bedenken, der befürchtet, dass es wohl den ein oder anderen gebe, der einen Wiederaufbau verhindern wolle.
Der Trost des Heiligen Vaters
Ein großer Trost sei in dieser traurigen Situation vor allem die Nähe des Heiligen Vaters, betont Marayati.
„Es gibt uns Kraft, das Gefühl, dass wir nicht allein sind. Die ganze katholische Kirche ist an unserer Seite. Die ganze Welt ist uns nahe. Diese ferne Gegend, dieses geliebte und gequälte Syrien, wie es der Heilige Vater genannt hat, ist nicht vergessen.“
(vatican news)
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