Suche

Im Libanon demonstrieren zahlreiche Menschen gegen die Regierung Im Libanon demonstrieren zahlreiche Menschen gegen die Regierung 

Libanon: „Bürger haben Vertrauen verloren“

Die Libanesen haben nach den Worten des libanesischen Caritas-Präsidenten Paul Karam das Vertrauen in die Regierung verloren. Die gegenwärtigen Proteste dürften aber nicht zu einem Machtvakuum und einer Gewalteskalation führen, sagte der maronitische Geistliche im Interview der deutschen katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag in Beirut.

„Straßenblockaden sind keine Lösung. Sie werden die schwierige Wirtschaftslage nur weiter verschlechtern,“ so der Caritas-Chef. Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Saad Hariri dürfe es auch nicht so weitergehen wie nach dem Ende der Amtszeit von Präsident Michel Sleiman 2014, als es zu einer langen Vakanz und einem Machtvakuum kam. „Wir dürfen nicht ins Chaos oder gar in einen weiteren Bürgerkrieg abgleiten.“

Als positiv bezeichnete der maronitische Geistliche, dass die Demonstranten im Libanon „über Religionsgrenzen hinweg und als Bürger denken“. Es sei „ein gutes Zeichen, dass sie den Parteien nicht mehr trauen, weil sie für den libanesischen Konfessionalismus stehen, der die Macht seit der Unabhängigkeit entlang der Religionsgrenzen aufteilte“, so Karam.

Die Gründe für die anhaltenden Proteste: Fehlentwicklungen im Land

Gründe für die anhaltenden Proteste sind laut Karam eine Reihe von Problemen und Fehlentwicklungen im Land, darunter eine überlastete Infrastruktur, unzureichende Stromversorgung sowie die hohe Belastung durch 1,7 Millionen Flüchtlinge im Land. Seit Beginn der Syrienkrise sei die Zahl der Arbeitslosen im Libanon von 6,5 auf über 39 Prozent gestiegen, entsprechend dem Anstieg der Zahl der Libanesen, die unter der Armutsgrenze leben. „Bei allem Mitgefühl, das die Libanesen zeigen, sind die Flüchtlinge eine große Bürde“, so Karam. Nach Jahrzehnten der Kriege und Krisen brauche das Land endlich eine Phase der Ruhe für seine innere Konsolidierung.

(kap/kna – cs)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

11. November 2019, 13:20