Brasilien: Naturvölker im Fadenkreuz
Am Wochenende waren im brasilianischen Bundesstaat Maranhão zwei Indigenen-Führer des Stammes der Juajajara erschossen worden, am Dienstag wurde der Mord an einem Caritas-Mitarbeiter der Erzdiözese von Manaus bekannt.
Deutlicher Anstieg der Gewalt
Das Missionswerk der Katholischen Kirche in Brasilien (CIMI) sieht solche Angriffe und Drohungen mit Erklärungen und Amtshandlungen der brasilianischen Regierung gegen die Indigenen und ihre Rechte in einem Zusammenhang. Dies machte der CIMI-Rat in einer Erklärung unmissverständlich deutlich. Jair Bolsonaro habe mehrfach betont, dass er Indigene als Hindernis des „Fortschritts“ in Brasilien sehe. Illegale Viehzüchter, Goldschürfer und Holzfäller sähen sich durch die Rhetorik des Präsidenten bestätigt, immer weiter in indigene Territorien und Schutzgebiete vorzudringen und dabei auch vor Gewalthandlungen nicht zurückzuschrecken. Das Missionswerk hatte schon seit 2018 einen deutlichen Anstieg der Gewalt gegen die indigene Bevölkerung im Amazonas-Gebiet verzeichnet.
Der Comboni-Missionar Claudio Bombieri lebt im Bundesstaat Maranhão, wo am vergangenen Samstag zwei Indigene erschossen worden waren. In dem Gebiet leben ungefähr 40.000 Indigene in 17 Territorien, deren Lebensraum zu nehmend bedroht sei, sagt Bombieri im Interview mit Radio Vatikan.
„Ihr Leben wird systematisch bedroht durch Tötungen, Aggressionen und Entführungen. In der letzten Zeit haben sich diese multipliziert. Die Morde übersteigen inzwischen sogar den nationalen Durchschnitt.“
Hintergrund immer Wirtschaftsinteressen
Der Missionar bestätigt die Beobachtung des Indigenen-Missionsrates CIMI, nach dem die Gewalt seit Bolsonaros Amstantritt zugenommen habe:
„Seit dieser Präsident an die Macht kam, scheint es so zu sein, dass es eine Art Mandat für Gleichgesinnte gibt, aggressiver gegenüber Indigenen sein zu können. Das ist ein inakzeptabler Hass.“
Hintergrund der Gewalt seien immer Wirtschaftsinteressen. So befänden sich in einigen Indigenen-Reservaten kostbare Hölzer und Waldbestände, die sich illegale Holzfäller aneignen wollen. Auch Viehzüchter und Landwirte verfolgten im Amazonas-Gebiet eigene Pläne. Dazu Bombieri:
„Das ist der Traum des Agrobusiness: Große Soja-Plantagen auf indigenem Gebiet zu schaffen, um Bio-Diesel zu produzieren. Wer diesen Traum hat, will ihn um jeden Preis umsetzen, ohne darüber mit den Indigenen zu diskutieren.“
Kirche an Seite der Indigenen
Die Kirche bemühe sich darum, die Rechte der Eingeborenen zu schützen und Unrecht bekannt zu machen, bekräftigt der Missionar. Sie sei eine der wenigen Institutionen, die sich täglich an die Seite dieser Menschen stelle.
„Die Kirche ist immer am besten informiert, sie weiß um die Bedürfnisse und Dramen dieser Menschen. So etwas gelingt anderen internationalen Organismen nur schwer.“
(vatican news – pr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.