Italien: Weltkirchenrat hofft auf „ökumenischen Frühling“
Fykse Tveit nahm im Titel seiner Vorlesung auf die Enzyklika Johannes Pauls II. „Ut unum sint“ Bezug, die 1995 veröffentlicht wurde. Der Titel lautete: „Ut unum sint: Zwischen Winter und Frühling, Realität und Prophetie, 1995-2020“. Fykse Tveit erinnerte daran, dass es 1995, als „Ut unum sint“ veröffentlicht wurde, die verbreitete Befürchtung einer Stagnation oder sogar Auflösung der ökumenische Bewegung gegeben habe. In dieser Situation habe Johannes Paul II. eine „neue Saison für den Ökumenismus“ eröffnet und dabei sogar die Rolle des Papsttums zur Diskussion gestellt einschließlich der Frage, wie der Dienst des Bischofs von Rom der Einheit der Christen dienen soll.
Ökumenischer Winter
Einer, der in den 1990er-Jahren den Slogan vom „ökumenischen Winter“ popularisiert habe, sei einer seiner Vorgänger als Generalsekretär des Weltkirchenrats gewesen, der uruguayanische methodistische Pastor Emilio Castro, stellte Fykse Tveit fest, „aber was man nicht so klar zur Kenntnis genommen hat, war, dass Castro dem Slogan ein Fragezeichen hinzugefügt hatte“. Damals habe es zwar neue ethische Herausforderungen gegeben, die zu vermehrter Spaltung zwischen den Kirchen führen konnten, aber zugleich sei es auch zu einer Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Christen aus verschiedenen Traditionen gekommen. Wörtlich meinte der jetzige Generalsekretär des Weltkirchenrats: „Es gab Winter, aber zugleich auch Sommer. Ich als Norweger hatte eine andere Erfahrung als Emilio Castro“.
Als Papst Franziskus im Juni 2018 nach Genf kam, um den Weltkirchenrat zu besuchen, sprach er nicht von Winter, sondern von seiner Hoffnung auf das Aufblühen eines neuen ökumenischen Frühlings, betonte Fykse Tveit: „Es gab eine klare Konvergenz, wir beteiligten uns an neuen Initiativen, die wir gemeinsam feiern und ermutigen konnten“. Heute werde nicht mehr in einer statischen Weise über die Einheit der Kirche gedacht, hob der Generalsekretär hervor: „Die Einheit, die wir suchen, könnte auch der Pilgerweg sein, auf dem wir gemeinsam unterwegs sind. Das Kreuz öffnet unsere Augen für die Brüder und Schwestern, die unsere Solidarität brauchen“. „Wenn wir einander lieben, ringen wir darum, unsere Gemeinschaft zu vertiefen und sie real zu machen“, sagte Fykse Tveit am „Angelicum“: „Die Liebe Christi wird uns helfen, mehr zu bereuen, mehr zu versöhnen, in der Gemeinschaft zu wachsen. Trotz aller Schwierigkeiten gibt es einen ökumenischen Frühling“.
Am Freitagmorgen war der Generalsekretär des Weltkirchenrats mit Kardinal Kurt Koch, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, zusammengetroffen.
(kap - mg)
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