Nigeria: „Wo bleibt die moralische Verurteilung?"
„Dies ist nur ein kleiner Teil eines viel größeren Dramas, mit dem wir täglich zu tun haben", sagte der Bischof. Er fügte hinzu, es sei „sehr schwierig nachzuvollziehen, warum die Regierung bei der Bewältigung der Krise keine Fortschritte erzielt. Einmal werden 30 Menschen werden getötet, ein anderes Mal 59 Menschen und es kommt stets nur zu einer rein formellen Verurteilung durch die Führung des Landes, ohne den nötigen Willen zur Durchsetzung des Urteils." Laut dem Bericht Nigeria Security Tracker der privaten US-Denkfabrik Council on Foreign Relations haben die Aufstände in den letzten zehn Jahren mehr als 36 000 Menschen, darunter Zivilisten, Boko Haram-Kämpfer und nigerianisches Militärangehörige, in Nigeria das Leben gekostet.
Die ISWAP gab bekannt, dass die Morde die Vergeltung waren für den Tod des IS-Führers Abu Bakr al-Baghdadi und des Sprechers der Gruppe, Abul-Hasan Al-Muhajir. Beide wurden Ende Oktober durch US-Spezialeinheiten getötet. Am Weihnachtsabend griff Boko Haram, also die islamistische Organisation, von der sich ISWAP abgespalten hatte, ein Dorf in der Nähe der Stadt Chibok im nordöstlichen Bundesstaat Borno an und tötete sieben Menschen. Im Jahr 2014 entführte Boko Haram in Chibok 276 Schulmädchen, von denen noch immer 112 in Gefangenschaft sind.
Islamisten töten vor allem Muslime
Bischof Kukah machte deutlich, dass in Nigeria weit mehr Muslime von Islamisten getötet werden, dennoch stellte er die Frage, warum jeder wichtige Sicherheitsposten im Land von einem Muslim besetzt ist. Er sagte, dass Christen vertreten sein sollten angesichts der Tatsache, dass Religion eine Haupt-Spannungslinie in Nigeria sei. Kukah forderte die internationale Gemeinschaft auf, „Druck auf Nigeria auszuüben, um Leben zu schützen". „Die Dinge können nicht so weitergehen", sagte er, die Täter „müssen vor Gericht gestellt werden".
Als Reaktion auf die Pläne Frankreichs und der USA, ihre militärische Präsenz in Westafrika zu verringern, sagte der Bischof, dass die USA und die EU die Pflicht hätten, Gewalt auf dem Kontinent zu bekämpfen, dessen natürliche Ressourcen die westlichen Mächte unbedingt ausbeuten wollen. Der Bischof wies das Argument zurück, westliche Nationen müssten sich aus den „inneren Angelegenheiten“ afrikanischer Nationen heraushalten. „Sie wollen die Öl- und Mineralressourcen des Kontinents ausbeuten, aber sie wollen die Menschen nicht schützen", sagte Bischof Kukah dem Hilfswerk „Kirche in Not“.
Kampf um Bodenschätze
Er fügte hinzu, dass „70 Prozent“ der verschiedenen Krisen, die den afrikanischen Kontinent erfassen, durch den Kampf um Bodenschätze ausgelöst werden und beklagte, dass „internationale Konzerne Korruption züchten“, was die Wurzel vieler Unruhen sei. Wenn westliche Nationen „ihre Truppen aus Afrika abziehen wollen, sollten sie auch aus dem Geschäft mit Bodenschätzen aussteigen - sie müssen in guten wie in schlechten Zeiten bei uns sein", sagte Bischof Kukah. Darüber hinaus seien die Verwüstungen der Islamisten in Afrika „das Ergebnis von Kriegen, die von westlichen Nationen im Nahen Osten ausgelöst wurden."
(pm - mg)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.