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Mit Feuerwerk der Zerstörung trotzen: Silvester in Mossul Mit Feuerwerk der Zerstörung trotzen: Silvester in Mossul 

Irakischer Erzbischof: „Heute ist der Glauben der Christen stärker als zuvor“

Najeeb Michaeel wurde vor etwas mehr als einem Jahr, am 22. Dezember 2018, von Papst Franziskus zum chaldäischen Erzbischof von Mosul ernannt. Im Interview mit Radio Vatikan spricht er über den Stand des Wiederaufbaus der Stadt, die zwischen 2014 und 2017 von den Dschihadisten weitgehend zerstört wurde, und die Hoffnungen der Menschen, insbesondere der Christen, in einer Zeit, in der das Land große Demonstrationen gegen die Regierung erlebt.

Marie Duhamel / Adelaide Patrignani - Vatikanstadt

Im Irak befürchten viele, dass die steigenden Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran das Land in den Schauplatz eines Stellvertreterkriegs verwandeln könnten. Ein weiteres Hindernis für die ersehnte Stabilität, zumal das Land seit drei Monaten auch im Inneren durch Proteste gegen die Regierung destabilisiert wird. Nichtsdestotrotz versuchen die einzelnen Regionen, sich nach der militärischen Niederlage des selbst ernannten islamischen Staates (IS) wieder ein Stückchen Normalität zu erkämpfen. Besonders durch den Terror betroffen war die Provinz Niniveh im oberen Mesopotamien, in der die Stadt Mossul liegt.

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Von Juni 2014 bis Juli 2017 hatte sie als eine Art „Hauptstadt“ des IS traurige Berühmtheit erlangt, aber ihre ältere Geschichte verbindet sie besonders mit dem Alten Testament und mit dem östlichen Christentum. Die Altstadt war für ihr kulturelles Erbe weltweit bekannt, doch dieses wurde durch die Dschihadisten fast vollständig zerstört. Heute türmen sich in der an dem Fluss Tigris gelegenen Stadt die Trümmer, und die Bürger versuchen, ihr Leben wieder in halbwegs normale Bahnen zu bringen. Von den Hunderttausenden von Einwohnern, die aus Mossul geflohen sind, ist bislang nur eine Handvoll zurückgekehrt. 

„Es gibt keine Gerechtigkeit, es gibt kein Gesetz, es herrscht Korruption“

Am linken Ufer ist etwa ein Viertel der Gebäude zerstört, so Erzbischof Najeeb Michaeel. Die Rückkehr dorthin war einfacher, und heute „ist es wirklich ein lebendiger Ort“, beobachtet der chaldäische Erzbischof der Stadt. Dies ist jedoch nicht der Fall am rechten Ufer, das zu 95 Prozent zerstört ist. „Die Menschen sind immer noch besorgt, weil die Situation im Land im Allgemeinen politisch instabil ist“, fährt er fort. „Es gibt keine Gerechtigkeit, es gibt kein Gesetz, es herrscht Korruption“, beklagt der Erzbischof die Situation in seinem Land.

Die Kirche könne angesichts dieser Übel jedoch „nicht schweigen“ und versuche, die Christen zu schützen, die im Irak bleiben. In der Ninive-Ebene, in Erbil, weiter nördlich im irakischen Kurdistan, füllen sich die Kirchen, wie Bischof Najeeb zur Weihnachtszeit feststellte. „Es ist ein Symbol der Hoffnung für die Zukunft“. Die Rückkehr der Christen nach Mossul „ist jedoch sehr zaghaft“, erklärt der chaldäische Erzbischof der Stadt. „Viele Christen haben das Vertrauen in ihre Nachbarn verloren“, auch weil sie die Spannungen zwischen verschiedenen muslimischen Gruppen beobachteten. „Die Situation ähnelt im Moment einem ausbruchsbereiten Vulkan“, gibt Erzbischof Najeeb zu. Die Christen warteten daher mit ihrer Rückkehr lieber auf dauerhaften Frieden und „politische Stabilität in der Region“.

„Viele Christen haben das Vertrauen in ihre Nachbarn verloren“

Die Bürger müssten gegen das Sektierertum gestärkt werden, bestätigte der chaldäische Erzbischof. „Gewalt existiert, aber sie kann nur durch Erziehung, durch Offenheit, durch einen Geist, der Unterschiede akzeptiert, bekämpft werden“, so seine Einschätzung. Erzbischof Najeeb stellt jedoch auch fest, dass viele Muslime, vor allem die jüngeren Generationen, dazu neigen, mit dem Fundamentalismus zu brechen.

Mit der populären Protestbewegung verbinde er „viel Hoffnung“, versichert uns der irakische Prälat und erklärt, dass die Christen vorzögen, diskret daran teilzunehmen, aus Angst vor Repressalien... ähnlich, wie das bei den Jesiden oder Sunniten der Fall sei. Bischof Najeeb sprach auch von den Erwartungen der Iraker, die mit Führungspersönlichkeiten konfrontiert seien, die für die Teilhabe am politischen Leben nicht nach „gebildeten Menschen, die das Land lieben“ suchten: mit ein Grund für die gegenwärtigen Schwierigkeiten.  

„Wenn wir wollen, dass die Christen im Irak bleiben, müssen wir ihnen helfen, zu Hause zu bleiben“

Schließlich äußerte der chaldäische Erzbischof von Mossul seine Wünsche für 2020: vor allem „Frieden“, aber auch „Chancengleichheit“, insbesondere für junge Menschen, die trotz ihres Schul- und Studienabschlusses allzu oft arbeitslos seien. Und schließlich: „Wenn wir wollen, dass die Christen im Irak bleiben, müssen wir ihnen helfen, zu Hause zu bleiben“, was bedeute, ihnen Unterkunft und Arbeit zu garantieren. Mit anderen Worten, den langen und schwierigen Weg des Wiederaufbaus entschlossen fortzusetzen. „Aber heute“, so Bischof Najeeb hoffnungsvoll, „ist der Glaube der Christen im Irak viel stärker als vorher.“

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02. Januar 2020, 14:09