Vinzentinische Familie: Der Armut von der Wurzel her abhelfen
Von Teresa Roelcke - Vatikanstadt
Das Leben der Armen besser machen – das sei der Kern dessen, was man vom heiligen Vinzenz lernen könne, sagt Schwester Veronika von den Barmherzigen Schwestern in Augsburg. Aber: „Es reicht nicht, einfach mal schnell irgendwie ein Pflaster auf die Wunde zu kleben, sondern es braucht ein Hinschauen: Was sind langfristig die Nöte, wo können wir nachhaltig Strukturen so verändern, bis hin zu politischen Strukturen, dass der Armut von der Wurzel her abgeholfen werden kann?"
Systemischer Wandel
Es geht der Vinzentinischen Familie also um einen grundsätzlichen, systemischen Wandel prekärer Lebenssituationen. Ein Beispiel für die Arbeit am „systemischen Wandel“ ist das Projekt von Pater Pedro Opeka in Madagaskar, bei dem er mit Menschen arbeitet, die in Müllhalden leben. „Er hat versucht, nachhaltig die Lebensstruktur dieser Menschen zu verändern. Sein Ansatz, seine Analyse und auch seine Lösungsansätze konnten einfach über diese Gruppe des systemischen Wandels in andere Mega-Cities übertragen werden.“
Wie man solchen Erfahrungstransfer erleichtern kann, darüber besprechen sich die über 200 Kongressteilnehmer an diesem Wochenende im Augustinianum in Rom. Von 97 unterschiedlichen Gemeinschaften aus der ganzen Welt sind Entsandte zusammengekommen. Thema ist auch, wie man das Internet nutzen kann, um von den Erfahrungen der anderen zu profitieren: „Bis jetzt war es schwierig, an das zu kommen, was die Vinzentinische Familie in China macht. Jetzt haben wir einfach die Chance, mehr voneinander zu wissen, vielleicht auch best practice miteinander zu teilen und uns gegenseitig zu unterstützen.“
Gemeinschaften, von denen keiner weiß...
Wichtig ist aber auch, sich überhaupt mal kennen zu lernen: Die Konferenz ist nämlich die erste, bei der sich die Vinzentinische Familie international trifft. Dazu mussten die verschiedenen Gemeinschaften, die sich auf den heiligen Vinzenz berufen, überhaupt erst einmal voneinander erfahren. Diese Aufgabe haben drei hauptamtliche Mitarbeiter übernommen.
„Die haben sich zur Aufgabe gemacht, durch die Welt zu fahren und die Gemeinschaften zu besuchen, die sie kennen, und bei der Gelegenheit auch zu schauen: Wer gehört denn alles noch zur Vinzentinischen Familie? Wessen Gründung hat irgendwie mit dem Charisma des heiligen Vinzenz zu tun? Sie haben gestern ein bisschen berichtet von dem, was sie alles entdeckt haben, und das war schon sehr berührend: Gemeinschaften irgendwo in Somalia, von denen keiner weiß, die sich aber als Vinzentiner betrachten. Oder alte Gemeinschaften in Belgien, das war auch so ein Beispiel, das mich sehr berührt hat, die am Ende ihrer Wirkungsphase sind und gesagt haben: Wir haben eigentlich nicht gedacht, dass sich für uns je jemand interessiert, und jetzt kommt ihr und besucht uns!“
Der Stallgeruch stimmt
Jetzt, wo sie die Entsandten der anderen Gemeinschaften auf der Konferenz kennengelernt hat, staunt Schwester Veronika darüber, „wie kreativ der Geist Gottes ist“. Trotzdem spüre man eine Verbundenheit: „Es ist tatsächlich das Gefühl von Familie. Der Stallgeruch, der stimmt, man erkennt sich wieder!"
(vaticannews - tr)
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