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Indigenes Mädchen in einem Dorf in der Nähe von Humaita/Brasilien Indigenes Mädchen in einem Dorf in der Nähe von Humaita/Brasilien 

Papstschreiben: Amazonas-Bischöfe reagieren unterschiedlich

Das Papstschreiben „Querida Amazonia“ wird von den Bischöfen in der brasilianischen Amazonas-Region unterschiedlich aufgenommen. „Ich bin ein bisschen enttäuscht, ich hätte mehr erwartet“, sagt Bischof Meinrad Francisco Merkel vom Bistum Humaitá.

Ursprünglich habe er „eine Art Dezentralisierung erwartet und mehr Vollmachten für die Bischöfe, um die örtlichen Strukturen neu zu organisieren – natürlich im Einklang mit dem Kirchenrecht“. Die Bitte an den Papst, verheiratete Ständige Diakone in entlegenen Amazonas-Regionen zu Priestern weihen zu dürfen, sei ihm eigentlich „einfach“ vorgekommen.

„Wir sind keine impulsiven Personen – ich bin schon 75, davon 50 Jahre Priester. Warum dürfen wir keine Mitarbeiter haben, um in der Evangelisierung voranzukommen?", fragt sich der aus Deutschland stammende Amazonas-Bischof. „Das Dokument gibt seine Antworten in Form von Visionen. Wir haben viel gearbeitet und geträumt, aber jetzt wollten wir eigentlich aufwachen und offene Wege vor uns sehen, um mit mehr Mut und Zuversicht arbeiten zu können.“

„Der Papst hat nicht versucht, sich um die drängendsten Fragen herumzudrücken, aber er hat dafür gekämpft, die Einheit zu bewahren“

Der Erzbischof von Porto Velho, Roque Paloschi, insistiert hingegen darauf, dass das Papstdokument „keine Tür schließt“. Es sei aus seiner Sicht schlüssig, dass „Querida Amazonia“ „nicht einfach wiederholen konnte, was im Schlussdokument der Synode gesagt worden war“. Die Kirche habe nun einmal „keine Zauberlösungen“, so Paloschi, der auch den Indianermissionsrat (CIMI) leitet. „Es geht immer um Kontinuität. Der Papst hat nicht versucht, sich um die drängendsten Fragen herumzudrücken, aber er hat dafür gekämpft, die Einheit zu bewahren.“

 „Der Papst tut nur seinen Teil“

Bischof Adriano Ciocca Vasino von São Félix do Araguaia sieht das Papstschreiben als „Schritt nach vorn im Kampf der Kirche für einen neuen Lebensstil“. Was ihre Wahrnehmung der Realität angehe, sei die Kirche Avantgarde; allerdings gelte das aus seiner Sicht weniger „für die Fähigkeit der Kirche, diese Rolle als Institution auf sich zu nehmen“.

Die Aufgabe des Papstes sei es sicher nicht, Spaltungen oder allzu drastische Veränderungen in der Kirche anzustoßen. „Es ist die Lebenserfahrung des Kirchenvolkes, die neue Perspektiven eröffnet und die Realität verändert. Der Papst tut nur seinen Teil.“

„Konkrete Änderungen werden sicher künftigen Dokumenten vorbehalten sein“

Der Bischof von Cruzeiro do Sul, Flavio Giovenale, beteuert, er sei überhaupt nicht frustriert über den Mangel an konkreten Antworten im Papstpapier, was einige auf der Synode vom vergangenen Oktober aufgeworfene Fragen betreffe. „Dieses Papstdokument bietet Überlegungen auf der Basis der Vorschläge und Debatten der Synode; es ist kein juridisches Dokument, sondern ein Mahnschreiben. Konkrete Änderungen werden sicher künftigen Dokumenten vorbehalten sein, das könnte zum Beispiel ein Motu Proprio sein.“ Motu Proprio heißen Rechtsakte, die ein Papst „aus eigenem Antrieb“ setzt.

Wer das Kapitel über kirchliche Dienste genau lese, könne sogar eine richtiggehende „kopernikanische Wende“ ausmachen, so Giovenale. „Der Papst bekräftigt, dass die Kirche radikal von Laien geprägt sein muss. Er verteidigt eine zutiefst von Laien bestimmte kirchliche Kultur und gibt zu verstehen, dass Priester die Verwaltung der Pfarreien Laien überlassen und die Macht mit ihnen teilen sollten.“

Das sei viel wichtiger als die Frage einer möglichen Priesterweihe für verheiratete Männer. „Die viri probati sind nicht das Allheilmittel für unsere Probleme. Wir brauchen eine ganze Bandbreite von Lösungen. Und da ist es wirklich revolutionär, eine Kirche zu zeichnen, die um die Laien kreist und nicht um den Klerus.“

(cath.ch/vatican news – sk)
 

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17. Februar 2020, 16:16