EU: Lage der Flüchtlinge in Griechenland „Schande für Europa"
Kardinal Hollerich hatte in dieser Woche gemeinsam mit zwei weiteren Kardinälen die Schaffung sogenannter humanitärer Korridore in die EU gefordert. Es gelte, dem Aufruf des Papstes zur Aufnahme von Flüchtlingen nachzukommen. „Das Flüchtlingsdrama spielt sich direkt vor unseren Augen ab“, sagte der Vorsitzende der EU-Bischofskommission COMECE am Freitag in Bari. Es müssten dringend Möglichkeiten geschaffen werden, um Betroffene legal in die EU einreisen zu lassen.
Flüchtlinge in der EU: schutzlos
Im Interview mit Radio Vatikan in Bari rief Hollerich die unmenschlichen Bedingungen ins Gedächtnis, unter denen die Flüchtlinge in griechischen Auffanglagern leben, die oftmals viel zu klein seien, um alle aufzunehmen – dies seit etwa im Lager von Moria der Fall.
„Dass so viele tausende Menschen in den griechischen Camps ausharren müssen, bei schlechten Wetterbedingungen.. Das offizielle Camp in Moria hat ja nur Platz für wenige Leute, die meisten campieren wild um das Camp herum! Diese Leute haben Hunger, diese Leute haben nicht die notwendige medizinische Versorgung. Und so etwas geschieht innerhalb der Europäischen Union. Man spricht immer von europäischen Werten – wie kann man zulassen, dass die Menschenrechte mit Füßen getreten werden?“
Kirche als Gewissen Europas
Kardinal Hollerich leitet daraus einen wesentlichen Auftrag für die Ortskirchen in der Staatengemeinschaft ab. Der Appell zur Aufnahme von Flüchtlingen in den Diözesen aller EU-Länder war am Donnerstag an alle Bischofskonferenzen gegangen.
„Ich glaube, hier müssen wir das Gewissen von Europa sein. Und: Wir können ja Leute aufnehmen. Die Kirchen können beispielhaft vorangehen, damit die Menschen wieder ein menschenwürdiges Leben haben können.“
Deutsche Kommunen wollen Flüchtlinge aufnehmen
Das internationale Hilfswerk World Vision ortet in Deutschland Bereitschaft der Kommunen, Flüchtlingskinder aus dem Lager Moria von der griechischen Insel Lesbos aufzunehmen. Vorstandsmitglied Christoph Waffenschmidt sagte dem katholischen Kölner Internetportal domradio.de dazu am Freitag:
„Dann braucht es eigentlich nur ein klares politisches Signal von der Bundesregierung, diesen Weg freizumachen, so dass die Kinder wirklich Schutz und Sicherheit erfahren können.“ Die Menschen dort „leben im Dreck, im Müll, im Abfall, der sich einfach ansammelt“, berichtete Waffenschmidt, der nach eigenen Angaben kürzlich selbst in Moria war. In und um das Lager lebten inzwischen rund 20.000 Menschen, wobei gerade in den vergangenen Monaten viele hinzugekommen seien. Die rund 1.000 unbegleiteten Kinder müssten sich ohne Hilfe von Erwachsenen zurechtfinden.
Erzbischof Scicluna wirbt für „Fremdenfreundlichkeit“
Maltas Erzbischof Charles Scicluna mahnte am Freitag, Fremdenfeindlichkeit müsse in „Fremdenfreundlichkeit“ umgewandelt werden. Für diesen Kurs sollten die Kirchen der Mittelmeerregion werben, um das Migrationsproblem zu lösen. Offenheit gegenüber Fremden sei „ein sehr alter Wert“, der auch in der Bibel bezeugt werde, so Scicluna in Bari. Man könne den Politikern nicht vorschreiben, was zu tun sei. Aber die Botschaft des Bari-Treffens könne Behörden ermutigen, das Richtige zu tun.
(vatican news/kna – pr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.