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Eine Kirche in Niamey, der Hauptstadt Nigers. Öffentliche Gottesdienste sind auch hier aufgrund der Corona-Pandemie untersagt Eine Kirche in Niamey, der Hauptstadt Nigers. Öffentliche Gottesdienste sind auch hier aufgrund der Corona-Pandemie untersagt 

Niger: Ohne Geld keine Behandlung

Pater Mauro Armanino ist schon lange als Missionar an der Seite der Menschen in Niger. Er prangert im Gespräch mit Radio Vatikan die prekäre Lage im Land an: „Ohne Geld für die Behandlung werden Menschen vor den Krankenhäusern sterben." Der Ordensmann sieht die Politik in der Verantwortung. Die katholische Kirche, eine Minderheit in Niger, tue, was sie könne, um der Bevölkerung zu helfen.

Stefanie Stahlhofen und Federico Piana - Vatikanstadt

Niger, eines der ärmsten Länder der Welt. Die Corona-Pandemie verschärft die Lage in dem westafrikanischen Binnenstaat noch, besonders für Arme und Kranke.  Im benachbarten Burkina Faso gab es bereits die ersten Corona-Toten, seit vergangenem Freitag ist von ersten mit dem Virus Infizierten in Niger die Rede. Das Land hat die Landesgrenzen dicht gemacht und eine Ausgangssperre verhängt, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Pater Mauro Armanino von der Gesellschaft der Afrikamissionen macht besonders das bereits wacklige Gesundheitssystem Sorge:

„Die Krankenversorgung ist bereits extrem schwach“

„Das Problem ist: Die Krankenversorgung ist bereits extrem schwach. Es gibt einige staatliche Krankenhäuser, mehrere Privatkliniken und ein chinesisches Referenzkrankenhaus, das kann aber nur in besonderen Fällen genutzt werden. Insgesamt kommen all diese Strukturen eigentlich nicht in Frage, da der Niger bereits an vielen anderen Krankheiten leidet, die die Bevölkerung zerstören: Die erste Krankheit, ist sozusagen der Hunger. Dann gibt es die Malaria, die auch junge Menschen in erheblicher Weise betrifft; und nicht zuletzt all die Krankheiten und Probleme aufgrund von Wassermangel und fehlenden Hygienemöglichkeiten. Wir leben hier schon immer unter prekären Umständen.“  

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Zahl oder stirb

Das heißt konkret: staatliches Gesundheitssystem für alle? Fehlanzeige. So etwas gibt es hier nicht. Der Politik sind die Menschenleben egal, sagt der italienische Missionar. Er verdeutlicht das mit einem Beispiel:

„Wer zur Notaufnahme des Krankenhauses in der Hauptsatdt Niamey geht, und kein Geld hat, um Medikamente, Handschuhe und weiteres nötiges Behandlungsmaterial zu zahlen, der kann vor dem Eingang verrecken, ohne überhaupt wahrgenommen zu werden. Das heißt: Die Pandemie verschärft die Fragilität eines bereits sehr fragilen Systems, in dem die Politik ein Räuber und Ausbeuter ist, weil es ihr nicht um das Wohl des Volks geht.“

Auch die Kirche ist am Limit ...

Die Hauptstadt Niamey ist natürlich auch von der Ausgangssperre betroffen: Für mindestens zwei Wochen sollen „weder ein Verkehrsmittel in die Stadt hinein, noch heraus dürfen", erklärt Pater Mauro von der Gesellschaft der Afrikamissionen. Sämtliche Schulen sind dicht, religiöse Funktionen in Moscheen und Kirchen untersagt. Keine einfache Situation auch für die katholische Kirche, die im Land ja auch eine Minderheit bildet und auch Ziel von Terrorismus ist:

„2015 wurden die Kirchen der früheren Hauptstadt zerstört, 2018 wurde mein Mitbruder, Pater Luigi Maccalli entführt. Zwei unserer Gemeinschaften sind ohne Leitung, da aufgrund der Sicherheitslage dort keine unserer Brüder mehr sind. Und jetzt kommt noch das Virus über uns. Wir sind eine Minderheitenreligion; Katholiken und Protestanten sind maximal 70.000 insgesamt – bei mindestens 20 Millionen Einwohnern. Wir versuchen zu tun, was geht.“

„Wir versuchen zu tun, was geht“

Mit Gebet und Beistand auch dem Terror trotzen

Der Orden beteiligt sich so etwa an den von Papst Franziskus initiierten weltweiten Gebeten für ein Ende der Corona-Pandemie:

„An erster Stelle beten wir. ... Und dann sind wir natürlich auch als Priester für die Leute da. Unsere Gemeinschaften versuchen, unter diesen Umständen zu überleben, und indem wir kämpfen, bestehen wir weiter, trotz dieser schmerzhaften und quälenden Realität.“

(vatican news - sst) 

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30. März 2020, 10:53