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Comece-Präsident Kardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg Comece-Präsident Kardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg 

EU-Bischofskonferenz kritisiert Abschottung gegen Flüchtlinge

Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten haben sich angesichts der angespannten Lage an der türkisch-griechischen Grenze für eine Abschottungspolitik entschieden. Kardinal Jean Claude Hollerich, Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) sagt im Gespräch mit uns, er sehe hier eine „gefährliche Tendenz“.
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Stefanie Stahhofen - Vatikanstadt

Die Innenminister der 27 EU-Länder hatten bei einem Sondertreffen in Brüssel beraten. In ihrer Schlusserklärung heißt es, zum Schutz der Grenzen sollten „alle nötigen Maßnahmen" ergriffen werden - in Übereinstimmung mit EU- und internationalem Recht. Kardinal Hollerich sieht diese Abschottung kritisch:

„Ich kann verstehen, dass die EU sich abschotten möchte, vor einem Flüchtlingsstrom, aber die Grenzen ganz zu schließen, sehe ich als eine gefährliche Tendenz an. Man kann nicht gegen die Populistischen Parteien sein, indem man die Argumente der populistischen Parteien übernimmt.“

„Man kann nicht gegen die Populistischen Parteien sein, indem man die Argumente der populistischen Parteien übernimmt“

Es werde vergessen, dass es um Menschen in Not gehe, so der Erzbischof von Luxemburg. Im Gespräch mit Radio Vatikan wirbt er erneut für europäische humanitäre Korridore, die Flüchtlingen eine sichere Einreise garantieren, und für eine Aufnahme der Notbedürftigen in den EU-Ländern. Positiv findet er die Ankündigung des luxemburgsichen Außenministers, der für sein Land die Aufnahme von zehn unbegleiteten Minderjährigen von der griechischen Insel Lesbos zusagte. Dies reiche jedoch nicht:

„Ich glaube, dass wir die humanitären Korridore wirklich weiter entwickeln müssen, Frankreichs Präsident hat ja diesbezüglich positiv reagiert. Man kann die Leute nicht in ihrer Not einfach dort sitzen lassen. Man vergisst, dass es Menschen in Not sind. Ich habe große Probleme, wenn die Europäische Union von großen Werten der Europäischen Union spricht, die aber dann nur noch nach Innen gelten und nicht mehr nach Außen.“

EU ist scheinheilig

Der Präsident der EU-Bischofskommission COMECE findet es scheinheillig, dass die Europäische Union einerseits den Vereinigten Staaten ihre Haltung gegenüber Mexiko vorwerfe, und andererseits nun selbst dabei sei, an der Grenze zwischen Griechenland und der Türkei ganz ähnlich zu reagieren. Auch wie über Flüchtlinge und Migranten gesprochen und berichtet wird, ist laut Kardinal Hollerich oft kontraproduktiv:

„Das verwendete Vokabular „Flüchtlingsproblem an der Grenze“ – dabei vergisst man sehr leicht, dass es sich um Menschen handelt. Um Personen in großer Not, um Personen mit Hoffnungen, mit Träumen von Frieden, von einem würdigen Leben. Ich tue mich sehr schwer damit, immer nur über Flüchtlingsprobleme zu sprechen.“

„Tue mich sehr schwer damit, immer nur über Flüchtlings- 'Probleme' zu sprechen.“

Wichtig sei auch, sich Rassismus und Fremdenhass entschieden entgegenzustellen – sowohl in der Politik als auch als Christ im Alltag, mahnt der Erzbischof von Luxemburg:

„Manche Parteien haben Angst, Wähler an die populistischen Parteien zu verlieren, und übernehmen dann leichtfertig denselben Diskurs. Das ist die falsche Art, Populismus zu bekämpfen. Man muss ganz klar sagen, dass wir uns als Christen und als Katholiken zu den demokratischen Werten und zu einer pluralistischen Gesellschaft bekennen. Dass wir uns auf die Menschenrechte berufen und gegen alles sind, was irgendwie ein Kompromiss mit den populistischen Parteien ist.“

Wenn Kardinal Hollerich an seinen Forderungen nach humanitären Korridoren in Europa und einer gemeinsamen Aufnahme von Flüchtlingen festhält, dann weiß er auch, was das – zumindest im Kleinen - konkret bedeutet: Er hat selbst Flüchtlinge bei sich in Luxemburg aufgenommen, im Bischofshaus.

„Es war manchmal etwas schwierig, weil es andere Auffassungen von Küche putzen und so weiter gab. Aber das sind ja Kleinigkeiten.“

„Ich hatte für drei Jahre zwei Flüchtlinge aus Eritrea bei mir im Haus. Das lief an sich sehr gut. Es war manchmal etwas schwierig, weil es andere Auffassungen von Küche putzen und so weiter gab. Aber das sind ja Kleinigkeiten. Ich habe diese beiden jungen Männer sehr geschätzt. Ich bin froh, dass sie jetzt selbständig in Luxemburg leben können, dass sie Asyl erhalten haben, eine Lehre machen, einen Beruf erlernen und eine neue Heimat in Luxemburg finden konnten.

Erzbistum Luxemburg nahm zwei Familien aus Lesbos auf

Wir haben jetzt zwei Flüchtlingsfamilien aus Lesbos aufgenommen. Sie sind allerdings in einem anderen Haus untergebracht als bei mir, weil der Platz ja nicht reichen würde für zwei Familien. Eine muslimische Familie, eine christliche Familie. Die beiden Familien verstehen sich gut, sie sind in dem Dorf, wo sie im Pfarrhaus wohnen, von den Leuten angenommen. Viele Leute begleiten sie. Das ist etwas sehr Schönes, was dabei ist, gelebt zu werden. Es zeigt, dass diese Flüchtlinge keine Fremden sind.“

(vatican news - sst) 

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05. März 2020, 13:06