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Eingang zur Deutschen Schule in Rom Eingang zur Deutschen Schule in Rom 

Coronavirus in Italien: Keinen Hype daraus machen

Von dem italienischen Regierungsdekret zur Schließung der Schulen wegen des Coronavirus ist auch die Deutsche Schule in Rom betroffen. Seit Donnerstag und bis zum 15. März bleiben die Schülerinnen und Schüler zu Hause. Wir sprachen darüber mit dem Schulleiter Thomas Harth.

Vatican News: Die Deutsche Schule in Rom gibt es seit 1851, sie wurde von den beiden großen Kirchen gegründet. Schulleiter Harth unterrichtet selber die Fächer Mathematik, Philosophie und Informatik...

Harth: ...und darf mich natürlich jetzt aktuell auch mit der besonderen Situation beschäftigen, dass die Schule mit der Unterrichtstätigkeit, wie in ganz Italien, geschlossen bleiben muss.

Zum Nachhören

Vatican News: Wie habt ihr diese Nachricht erhalten und wie seid ihr dann vorgegangen?

Harth: Es hat sich schon im Verlaufe des Mittwochs abgezeichnet, dass es zu einer Schulschließung kommen könnte, denn die Ministerkonferenz hatte darüber diskutiert. Unter dem Ministerpräsidenten Giuseppe Conte wurde dann ein entsprechendes Dekret erlassen, das uns dann auch wirklich dazu veranlasst hat, die Schule für die unterrichtliche Tätigkeit zu schließen. Natürlich ist die Schule insgesamt nicht geschlossen, denn die Mitarbeiter arbeiten weiter. Aber jetzt eben nicht direkt in Kontakt mit Schülerinnen und Schülern, denn die sitzen ja zu Hause. Die Lehrer stellen das Unterrichtsmaterial in einer Lernplattform zur Verfügung, sodass die Schüler mit diesen Materialien Aufgaben von zu Hause aus arbeiten können.

Vatican News: Was ist der Grund und auch die Bedeutung des Dekrets - dass eben die Schüler zu Hause bleiben müssen und die Lehrer nicht?

Harth: Es geht darum, dass es nicht zu großen Versammlungen kommt und zum Austausch des Erregers. Klar kann man sagen, dass die Lehrerinnen und Lehrer auch zu Hause bleiben sollten. Das wird sicherlich auch jetzt so kommen. Doch letztlich ist es auch egal, ob die Lehrer zu Hause arbeiten und das Material auf die Internetplattform einstellen oder vielleicht zu zweit oder zu dritt oder wie bisher alle zusammen in der Schule dies tun. Natürlich ist die größte Gruppe bei uns jene der Schüler. Sie sind so circa 830, inklusive Kindergarten, Grundschule und Gymnasium.

Vatican News: Wie lange könnte die Lage so bleiben?

Harth: Wir wissen ja nicht genau, wie lange das jetzt hier noch so umzusetzen ist. Momentan ist es so, dass das Dekret bis zum 15. März gilt. Danach kann man davon ausgehen, dass ab dem 16. März der Betrieb wieder wie gewohnt läuft. Aber es kann ja sein, dass es zu einer Verlängerung der Schulschließung kommt. Da wird sich nächste Woche sicherlich noch mal eine Wissenschaftskommission zusammensetzen und die Minister darüber beraten. Aber dann hätten wir vielleicht auch eine Situation, die vielleicht noch nicht so ist wie in Mailand oder wie in China, aber selbst wenn, dann müssten wir uns auch darauf vorbereiten.

Vatican News: Die Deutsche Schule in Rom hat Klassen vom Kindergarten bis zum Gymnasium. Wie behandelt man das Thema Coronavirus aus pädagogischer Sicht? Gerade jene Kinder aus der Grundschule, die schon gut verstehen und vielleicht Angst haben: wie erklärt die Schule ihnen die Epidemie?

Harth: Die Deutsche Schule in Rom hat den Eltern entsprechende Informationen gegeben, die uns auch durch die deutschen Medien geeignet erschienen. Es gibt ja einen Kinderkanal im deutschen öffentlichen Fernsehen, in dem auch das Thema schon behandelt wurde und zwar auf eine sehr kindgerechte Art und Weise, die Kindern eben auch deutlich macht, was es mit diesem Erreger auf sich hat. Ich glaube grundsätzlich, dass man keine Sorge vor diesem Erreger haben muss, denn das, was man bisher zumindest weiß, ist natürlich schon, dass bestimmte Menschen mit Vorerkrankungen sehr gefährdet sind und auch sterben können, aber das ist jetzt kein Erreger – zumindest sagen das die aktuellen Zahlen – der die Gruppe der 0 bis 19-Jährigen besonders gefährdet und die sind jene, die uns anvertraut sind. Ich glaube, dass man da jetzt nicht irgendwie grundsätzlich Sorge haben muss oder den Kindern diese Sorge weiterreichen muss. Denn das Ziel ist jetzt nicht zu verhindern, dass sich alle infizieren. Das Ziel ist vor allem, diese Infizierung hinauszuzögern, damit die Belastung in den Krankenhäusern geringer ausfällt.

„Ich habe teilweise gehört, dass es in Deutschland zu Hamsterkäufen gekommen ist und Supermärkte leer gekauft worden sind. Das ist für mich absolut nicht nachzuvollziehen. Ich habe den Eindruck, dass es in Rom nicht so ist. Da sieht man hier, dass ein Stück weit gelassener damit umgegangen wird.“

Vatican News: Gibt es noch etwas, was Ihnen am Herzen liegt zu dem Thema? Gibt es etwas, was Sie persönlich beschäftigt in diesen Tagen und einen Bezug zu dem Thema Coronavirus hat?

Harth: Ich glaube, man muss mit Verstand auf so eine Ausnahmesituation eingehen und auch entsprechend mit Informationen an die Bevölkerung gehen. Ich habe teilweise gehört, dass es in Deutschland zu Hamsterkäufen gekommen ist und Supermärkte leer gekauft worden sind. Das ist für mich absolut nicht nachzuvollziehen. Ich habe den Eindruck, dass es in Rom nicht so ist. Da sieht man hier, dass ein Stück weit gelassener damit umgegangen wird. Es gibt weniger Verkehr in der Stadt, aber das liegt daran, dass die Eltern jetzt nicht mehr die Kinder zur Schule fahren müssen. Ansonsten sind hier Geschäfte geöffnet, die Regale sind auch gefüllt und die Restaurants haben offen. Da wäre mir schon daran gelegen, dass das Ganze ein bisschen mehr mit einer gewissen Objektivität, Sachlichkeit und Nüchternheit betrachtet wird und nicht so ein Hype entsteht.

Die Fragen stellte Mario Galgano.

(vatican news)

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06. März 2020, 15:04