Italien: Wie die Kirche Roms in Coronazeiten Solidarität zeigt
„Wir nehmen immer stärker wahr, dass die durch das Coronavirus verursachte Situation und die unvermeidlichen Maßnahmen, die die Regierung trifft, schwerwiegende wirtschaftliche Folgen mit sich bringen werden und diese bereits tun.“ Weihbischof Gianpiero Palmieri ist für den östlichen Sektor Roms – traditionell ein sozial schwächeres Stadtgebiet – und die diözesane Caritas verantwortlich: er weiß also, wovon er spricht. An diesem Montag hatte Papst Franziskus während seiner Frühmesse in der Casa Santa Marta für all jene gebetet, die aufgrund der Coronakrise in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.
Zusammenarbeiten, um wirtschaftliche Notlage einzudämmen
Es sei klar, meint Weihbischof Palmieri, dass „alle Akteure des sozialen Lebens, und insbesondere die Kirche“, dazu aufgerufen seien, zusammenzuarbeiten, um diesen wirtschaftlichen Schwierigkeiten etwas entgegenzusetzen:
„Ein Problem, das sicher auftauchen wird, betrifft die Letzten der Letzten, also die Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich Lebensmittel zu beschaffen. Hier in Rom haben wir noch etwa 30 diözesane Anlaufstellen geöffnet, und man versucht, über diese Caritaszentren diese Notlage in Bezug auf die Lebensmittelbeschaffung zu lindern. Aber das Problem betrifft natürlich auch Menschen, die ihre Arbeit verlieren, und auch in diesem Fall sind wir als Kirche aufgerufen, Formen der Solidarität und Nähe zu schaffen.“
In Aufnahmezentren mehr Raum schaffen
Doch dabei gilt es auch, die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen walten zu lassen. Aus diesem Grund hat die Diözese erst kürzlich das kirchliche Gästehaus „Fraterna Domus“ bei Rom, das unter anderem bei der Behindertenwallfahrt der deutschen Malteser den Pilgern als Unterkunft diente, zu einem Auffangzentrum für Obdachlose umfunktioniert: „Eines der Probleme, die mit der Verbreitung von Covid-19 zusammenhängen, ist, dass in den Caritasstrukturen Roms für Obdachlose, wo viele Menschen zusammenkommen, das Risiko einer Infektion explosiv sein könnte. Gott sei Dank hat es noch keine Ansteckungen unter den Bewohnern oder Mitarbeitern gegeben. Aber es war notwendig, die Gäste in mehrere Räume zu verteilen, und dank der finanziellen Unterstützung der Diözese und der Hilfe der italienischen Bischofskonferenz haben wir dieses Haus öffnen können. Hierher werden mit der Hilfe der Minderbrüder, die die Struktur leiten, 90 Bewohner aus dem Hostel in der Via Marsala [beim römischen Hauptbahnhof, Anm.] verlegt, das normalerweise 180 Gäste aufnimmt.“
Mehr Abstand zwischen den einzelnen Nutzern ist auch die Devise in den diözesanen Tafeln, wo Bedürftige Mahlzeiten zu sich nehmen können. Unter anderem wurde das Angebot ausgeweitet, so dass einige Tafeln nicht nur mittags, sondern auch abends Essen ausgeben, berichtet Weihbischof Palmieri.
„Take away“ auch in den diözesanen Tafeln
„Man darf nicht vergessen, dass sich in dieser Phase unsere freiwilligen Helfer über 60 Jahre, also diejenigen mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko, schweren Herzens zurückziehen mussten. Aber gleichzeitig kommen neue, jüngere Helfer hinzu, die vielleicht vorher noch nie Freiwilligendienst geleistet haben. Das gibt den Caritastafeln die Möglichkeit, weiterzumachen. Viele dieser Orte verwandeln sich von Tafeln, wo man sich hinsetzen kann und aufgenommen wird, in Tafeln, wo man ein Mittag- oder Abendessen zum Mitnehmen erhalten kann, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.“
Einige der Solidaritätsinitiativen Roms mussten zwar aus Mangel an Freiwilligen ihren Dienst vorläufig einstellen, erzählt der Weihbischof weiter. Doch andere seien auf extrem großzügige Weise eingesprungen, um es den Ärmsten der Armen nicht an Hilfe mangeln zu lassen: „Es bleibt jedoch das große Problem der Menschen, die auf der Straße leben. In Rom sprechen wir von etwa 8.000 Menschen. Das ist eine permanente Notlage, die die Stadt betrifft, und die jetzt auch zu einer Ernährungsnotlage wird.“
Doch die Krise bringt auch Gutes hervor, davon zeigt sich der Weihbischof mit Blick nicht nur auf die kirchliche, sondern auch die soziale Wirklichkeit überzeugt: „Ich glaube, dass wir uns einer riesigen Solidaritätsanstrengung gegenübersehen. Richtigerweise lauten die Anweisungen, nicht vor die Tür zu gehen. Doch gleichzeitig verdienen die vielen Menschen, die keine Wohnung haben, all unsere Aufmerksamkeit und Solidarität. Deshalb müssen wir an die Menschen erinnern, die in der christlichen Gemeinschaft, im Roten Kreuz oder im Zivilschutz diesen Dienst der Solidarität versehen. Als Kirche von Rom haben wir in dieser Hinsicht sehr viel geleistet: eine der Strukturen, die normalerweise Pilger aufnimmt, ist den freiwilligen Helfern zur Verfügung gestellt worden, die eventuell mit Infizierten in Berührung gekommen sein könnten und die Quarantäne klarerweise nicht in ihrer Familie verbringen möchten. Auch auf diese Weise zeigt die Kirche Nähe.“
(vatican news - cs)
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