Myanmar: Corona-Drama in Flüchtlingscamps droht
Durch die jahrelangen militärischen Konflikte in den ethnischen Gebieten Kachin, Shan, Chin und Rakhine drohe den Vertriebenen eine „humanitäre Katastrophe“, warnte die Menschenrechtsorganisation am Montag in Bangkok.
Die Vereinten Nationen stellen Myanmar 50.000 Corona-Testeinheiten zur Verfügung. „Tests sind unerlässlich, damit die Regierung Fälle von Covid-19 schnell identifizieren und die Ausbreitung des Virus eindämmen kann“, so die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in Myanmar, Ola Almgren, am Montag in Rangun.
Bislang zehn Fälle
Myanmar war lange scheinbar vor Covid-19 verschont geblieben. Gesundheitsexperten führten dies aber auf fehlende Testmöglichkeiten, schlechte Infrastruktur im Gesundheitswesen und mangelnde Transparenz von Regierung und Militär zurück. Die ersten Infektionen wurden in der vergangenen Woche registriert; bislang sind es zehn Fälle.
In den Bürgerkriegsgebieten sind Hunderttausende vor Kämpfen geflohen und haben Zuflucht in provisorischen Camps gefunden. Allein im mehrheitlich christlichen Kachin an der Grenze zu China leben mehr als 100.000 Menschen in Lagern. Die Armee wie auch die ethnischen Milizen behinderten schon vor dem Ausbruch von Corona in den von ihnen kontrollierten Gebieten den Zugang humanitärer Organisationen zu den Lagern.
Nur ein Labor kann Tests auswerten
Myanmar hat nach Angaben von Human Rights Watch 6,1 Ärzte pro 10.000 Einwohner; das entspricht nicht dem von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Minimum. In ländlichen Konfliktengebieten sinkt die Verfügbarkeit von Gesundheitspersonal drastisch. Eine Gemeinde im Bundesstaat Rakhine hat nur einen Arzt pro 83.000 Einwohner. Landesweit kann nur ein einziges Labor Corona-Tests verarbeiten. Aktuell stünden nur für 1.700 Menschen Covid-19-Tests zur Verfügung, so HRW.
(kna – sk)
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