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Skandinavien: Ökumenischer Appell an Europa zur Aufnahme Geflüchteter

Lutherische und katholische Bischöfe und Bischöfinnen in den nordischen Ländern haben zum ersten Mal eine gemeinsame Erklärung mit der Aufforderung an die Länder Europas zugunsten Geflüchteter veröffentlicht.

Asylsuche sei ein Menschenrecht, heißt es in dem Papier. Die Unterzeichnenden wiesen auch darauf hin, dass die EU-Mitgliedstaaten sowohl die gesetzliche als auch die moralische Pflicht hätten, Menschen zu unterstützen, die vor Unterdrückung und Verfolgung fliehen.

Die am 9. März veröffentlichte Botschaft, die der Lutherische Weltbund verbreitete, wurde von den Führungspersönlichkeiten der katholischen und lutherischen Kirchen in Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden unterzeichnet. Sie ist eine Reaktion auf die zunehmenden Spannungen an der Grenze zwischen Griechenland und der Türkei, wo Tausende von Flüchtlingen vorwiegend aus Syrien versuchen, auf dem Landweg oder übers Meer nach Europa zu gelangen.

Die Bischöfe und Bischöfinnen sind der Ansicht, dass „Grenzen nicht einfach geöffnet werden können“ und dass eine unkontrollierte Einwanderung nicht die Lösung sei. Zugleich bestehen sie darauf, dass „wir gemeinsam dafür verantwortlich sind, dass ein Leben in diesen Ländern gelebt werden kann, die zurzeit von Kriegen und Armut heimgesucht werden.“

Komplexe Probleme

In der Erklärung weisen die Kirchenleitenden darauf hin, dass es dabei um komplexe politische, kulturelle und wirtschaftliche Probleme gehe und um „legitime Sorgen und Ängste“. Diese sollten „uns aber nicht zur Untätigkeit verdammen und uns daran hindern, Verantwortung zu übernehmen“, sagten sie.

Der Umgang mit der Situation an der türkisch-griechischen Grenze werde sich „für lange Zeit auf die europäische Identität auswirken“, fügt Erzbischöfin Antje Jackelén hinzu, die höchste Repräsentantin der Kirche von Schweden und LWB-Vizepräsidentin für die Nordische Region. 

Pflicht zur persönlichen und gemeinsamen Verantwortung 

In dieser Fastenzeit, so sagen die Bischöfe und Bischöfinnen, „werden unsere körperlichen und seelischen Grenzen durch die Ausbreitung des Coronavirus und die sich verschärfende Flüchtlingskrise an den Außengrenzen Europas auf die Probe gestellt.“  Die Gemeinsamkeit beider Herausforderungen, so heißt es weiter, bestehe in der Aufgabe, persönlich und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen „ungeachtet der politischen Positionen.“ Belastungen müssten geteilt und gemeinsam getragen werden: „Wenn wir hier versagen, verlieren wir unsere Menschlichkeit“, heißt es in der ökumenischen Erklärung.

Die katholischen und lutherischen Kirchenleitenden erinnerten die Staats- und Regierungschefs in Europa daran, dass die EU das Ergebnis eines Friedensprojektes sei. „Es wird uns niemals gelingen, unsere eigenen Länder auf Dauer zu schützen und zu sichern“, warnen sie, „wenn wir nicht die von Konflikten und Unterdrückung beherrschten Situationen, die Klimakrise und die Armut bekämpfen, die die Menschen zur Flucht zwingen.

Auf die öffentliche Meinung hören

Die Bischöfe und Bischöfinnen beklagen einen „Verlust des Glaubens an die Zukunft, einen Verlust universeller Werte und menschlicher Würde sowie eine kurzsichtige Politik auf allen Seiten“ und fordern die Staats- und Regierungschefs in der EU auf, die öffentliche Meinung in ihren eigenen Ländern zu beachten, die sich nach einer jüngst veröffentlichten Umfrage für „Menschlichkeit und Solidarität“ mit Menschen ausspricht, die vor Konflikten und Gewalt fliehen. 

(pm – gs)

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13. März 2020, 16:09