Corona in Südkorea: Fragen an einen Bischof
Auch wenn es inzwischen als beispielhaft im Kampf gegen das Virus gilt und die Zahl der Geheilten höher liegt als die Zahl der Neuinfektionen, hat Südkorea die Corona-Krise doch beileibe noch nicht überwunden.
„Keiner hatte mit dem Ausbruch dieser Pandemie gerechnet“, sagt uns der Bischof. „Die Regierung hat sehr schnell und beherzt reagiert, weil uns vor Augen stand, wie das bei unseren chinesischen Nachbarn gelaufen ist. Die Mehrheit der koreanischen Bürger hat die Anordnungen der staatlichen Behörden gehorsam und ernsthaft befolgt, zu einer Panik ist es nicht gekommen.“
Kirchen sind offen - Gottesdienste abgesagt
Auch die katholische Kirche habe sich buchstabengenau an alle Anordnungen der Regierung gehalten, habe Gottesdienste und seelsorgliche Angebote ausgesetzt, um Menschenansammlungen zu verhindern.
„Doch die Kirchen bleiben offen für alle, die in Stille beten wollen. In meinem Bistum halten wir außerdem jeden Freitag ein Fasten ab; dabei ist jeder eingeladen, eine Spende für die Armen zu geben. Gott ist unser Vater, er wacht über uns und wird es uns nicht an Hilfe fehlen lassen, um diesen schwierigen Moment mutig zu durchstehen. Mit ihm wandelt sich auch das Böse in etwas Gutes.“
Papst erweist sich als eine Art „Pfarrer der Menschheit“
Dem Bischof ist der Gedanke wichtig, dass sich keiner allein aus der Pandemie retten wird. „Wir müssen diesen Moment der Prüfung gemeinsam überwinden! Und uns daran erinnern, dass wir eine einzige Familie sind, Kinder des einen Vaters. Dass einer die Last des anderen tragen soll. Ich bin in Kontakt mit Mitbrüdern im Bischofsamt und Freunden in verschiedenen Ländern, die dasselbe durchmachen. Ich sehe, dass ein Wort der Nähe in diesem Moment dabei hilft, die Schwierigkeiten anders anzugehen.“
Bischof Lazarus You Heung-sik findet, dass Papst Franziskus sich mit seinen pastoralen Initiativen – etwa dem speziellen Urbi et Orbi am Freitagabend – als eine Art „Pfarrer der Menschheit“ erweist.
„Wir müssen zugeben, dass wir durch diese Pandemie in einen dunklen Tunnel geraten sind, dass Leiden und Schmerz zu einer gemeinsamen Erfahrung werden. Aber ich glaube, das kann uns die Schönheit der Geschwisterlichkeit und den Wert der gegenseitigen Liebe neu entdecken lassen. Eines Tages können wir vielleicht zurückblicken und sagen: Diese schwierigen Tage waren doch auch ein großes Geschenk, denn sie haben uns geholfen, unser Leben neu zu justieren, seinen unermesslichen Wert neu zu begreifen… Am Freitagabend werden auch wir von Korea aus zusammen mit dem Heiligen Vater vor dem Allerheiligsten beten.“
(radio vatikan – sk)
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