Ukraine: Solidarität als Antwort auf Krieg und Corona
Stefanie Stahlhofen und Giada Aquilino – Vatikanstadt
Leere Straßen, geschlossene Läden, Stopp der öffentlichen Verkehrsmittel: Auch in der Ukraine hat die Regierung einschneidende Maßnahmen verhängt, um eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zu unterbinden. Das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine im Interview mit Radio Vatikan:
Neue Formen der christlichen Solidarität
„Auch in der Ukraine werden Sondermaßnahmen ergriffen, es wird überlegt, den Notstand auszurufen. In diesen schwierigen Zeiten versuchen wir als Kirche vor allem, den Leuten zu helfen, sich ihrer eigenen Verantwortung für die Gesundheit aller bewusst zu werden – im privaten wie öffentlichen Bereich. Wir bemühen uns auch, den Menschen beizustehen, die der Pandemie besonders ausgeliefert sind und fördern neue Formen der christlichen Solidarität – sowohl um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, als auch um für Hilfsbedürftige da zu sein.“
Laut Medienberichten sind derzeit fünf Infizierungen in der Ukraine bekannt, eine Person starb an den Folgen der Erkrankung. Im Vergleich zu anderen Europäischen Ländern klingt das nach wenig. Doch Großerzbischof Schewtschuk denkt auch an den Krieg im Osten des Landes:
„Zurzeit können wir das wahrscheinlich noch nicht begreifen, aber die Leute im Kriegsgebiet sind mit Blick auf die Gesundheitsversorgung jetzt noch gefährdeter. In den Konfliktgebieten sind fast nur alte Leute geblieben, alle, die ihre Heimat nicht verlassen konnten. Und sie sind nun besonders gefährdet. Wir versuchen daher, mögliche staatliche Hilfen für diese Menschen zu bekommen. Außerdem wollen wir mit Hilfe unserer kirchlichen Einrichtungen ein Sozialhilfe-Netzwerk aufbauen, besonders mit der Caritas, damit die besonders Bedürftigen angemessene Hilfe bekommen.“
Besonders für alte und einsame Menschen da sein
In der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine werde in diesen Tagen daher auch besonders alter und einsamer Menschen gedacht:
„Sie stehen im Mittelpunkt unserer Gebete und unseres Sozialdienstes. Wir rufen auch unsere Gläubigen auf, sich um Alleinstehende zu kümmern, etwa indem sie Nachbarn Hilfe beim einkaufen anbieten oder auch einfach nur mal anklopfen, und nachfragen – wie geht es dir? Unterm Strich: Die christliche Solidarität wandelt ihre Form in Zeiten des Coronavirus, aber sie erlischt nicht!“
Auch die Kirche in der Ukraine findet in der Krise neue Formen des Beistands und der Seelsorge, etwa durch Gebetshinweise für die Gläubigen daheim und Gottesdienste, die die Priester in leeren Kirchen weiter für alle feiern. Gotteshäuser im Land sind nämlich noch offen, auch wenn öffentliche Gottesdienste untersagt sind:
Gebete, Hausbesuche und Hauskommunion
„Mittags beten wir für die Gesundheit aller und es gibt eine Auslegung des Gottesworts, um uns in dieser Situation spirituell zu stärken, Ängste zu überwinden und uns bewusst zu werden, dass wir nicht alleine sind. Wir haben auch unsere Geistlichen aufgerufen, für die Leute da zu sein - etwa durch Hausbesuche und auch Hauskommunion. Die Priester haben auch Hinweise bekommen, wie sie sich und andere vor Ansteckung schützen können.“
Nicht zuletzt versichert der Kiewer Großerzbischof Schewtschuk auch allen Italienern seine Beistand im Gebet. Italien ist in Europa bisher am Stärksten vom Coronavirus betroffen.
„Wir erklären unsere Solidarität und unsere Einheit im Gebet. Wir haben ja auch eine nicht unbedeutende Zahl an Priestern, Ordensleuten und Gläubigen, die in Italien leben. Jüngst erreichte uns die Nachricht des Tods einer Ukrainerin, die zwei ältere Coronakranke in Italien gepflegt hat. Wir beten dafür, dass der Herr diesen Moment der Beklemmung in künftige Freude verwandle, als Frucht der Solidarität aller.“
Wie bereits Papst Franziskus die Menschen angesichts der Corona-Pandemie der Gottesmutter anvertraute, bitte auch er um Hilfe der Madonna, sagte das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk uns im Interview.
(vatican news - sst)
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