Brasiliens Bischöfe beschließen „Pakt für das Leben und für Brasilien“
Brasilien durchlaufe eine schwere gesundheitliche, wirtschaftliche, soziale und politische Krise, heißt es in dem Dokument, das am Weltgesundheitstag (7. April) veröffentlicht wurde. Regierende und Volksvertreter stünden in der Pflicht, eine von Solidarität und Menschenwürde geprägte Politik zu betreiben. In einem reifen und mitverantwortlichen Dialog gelte es, gemeinsame Lösungen für das Gemeinwohl zu suchen, insbesondere für die Ärmsten und Schwächsten. Der Moment erfordere mehr denn je nicht die Spaltung, sondern die Einigkeit der brasilianischen Gesellschaft, weil die Herausforderungen immens seien.
Unterzeichnet wurde der „Pakt für das Leben und für Brasilien“ außer von der Bischofskonferenz von weiteren nationalen Einrichtungen wie der brasilianischen Anwaltskammer, der Akademie der Wissenschaften und dem Presseverband.
Die Unterzeichner stellten sich hinter eindämmende Maßnahmen wie Quarantäne und Isolation. Irreführende Reden Einzelner, die die Wirksamkeit dieser Gesundheitsmaßnahmen leugneten, seien zurückzuweisen, heißt es in dem Pakt. Die Zivilgesellschaft habe das Recht, von Brasiliens Regierung unter Jair Bolsonaro ein verfassungskonformes Verhalten zu verlangen. „Die Zeit ist ernst“, heißt es in dem Dokument, „und sie erfordert eine ethische, mutige, menschennahe Führung.“
Politische Machtkämpfe
Brasiliens rechtspopulistischer Präsident scheint nach einem verlorenen Machtkampf in der Corona-Krise politisch angeschlagen. Er hatte die Pandemie lange als „kleine Grippe“ verharmlost und entgegen der Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO demonstrativ Ausflüge mit Massenbegegnungen unternommen. Die Wirtschaft solle auf keinen Fall Schaden nehmen, egal um welchen Preis, so der brasilianische Präsident. Seinem Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta, der als Arzt die Bevölkerung um Selbstisolation bat, sprach Bolsonaro das Misstrauen aus. Als dieser sich daraufhin öffentlich gegen den Präsidenten stellte, entflammte ein Machtkampf, den der Gesundheitsminister gewann, weil mehrere weitere, als präsidententreue Minister sich ihm an die Seite stellten und seine Entlassung durch Bolsonaro verhinderten.
Der „Pakt für das Leben und für Brasilien“ bekennt sich auch zum bestehenden Gesundheitssystem in Brasilien und fordert dessen bessere Ausstattung. Mehr Budgetmittel für das allen zugängliche Gesundheitswesen seien „notwendig und unvermeidlich“. Schließlich unterstützt der Pakt den Vorrang der Arbeit vor dem Kapital, des Menschen vor den Finanzen und der Solidarität vor dem Wettbewerb. Nur sei könnten „die Kreativität und Lebenskraft Brasiliens" und die „Stärkung der Demokratie und der nationalen Einheit" wiedererstehen. Das Dokument schließt mit den Worten: „Wir lassen uns nicht die Hoffnung auf eine bessere Zukunft rauben".
(vatican news - gs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.