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Einbruch des Bestattungswesens: schreckliche Folgen von COVID-19 in Guayaquil Einbruch des Bestattungswesens: schreckliche Folgen von COVID-19 in Guayaquil  

Ecuador: „Corona oder Hunger“

Die Corona-Pandemie zu Hause aussitzen – das kann sich der Großteil der Menschheit nicht unbedingt leisten. So auch in Ecuador, wo viele Menschen ihr tägliches Brot als fliegende Händler oder Tagelöhner verdienen. Der Vatikanvertreter in Quito gibt im Interview mit Radio Vatikan Einblicke in das Corona-Drama in Ecuador, berichtet aber auch über neue Synergien.


Giada Aquilino und Anne Preckel – Vatikanstadt

Über 7.000 Infizierte zählt Ecuador, mehr als 300 Menschen starben laut offiziellen Angaben bereits am Corona-Virus. Wie in den meisten Ländern hatte auch die Regierung in Quito alle Bürger dazu aufgefordert, angesichts der Virus-Gefahr zu Hause zu bleiben. Das habe in Ecuador allerdings mindestens so viel Schrecken ausgelöst wie die Krankheit selbst, lässt Erzbischof Andrés Carrascosa Coso im Interview mit Radio Vatikan durchblicken. Fehlende Krankenhausplätze für Corona-Erkrankte seien nur ein Problem in dem „schrecklichen Drama“, das Ecuador in dieser Zeit erlebt, so der apostolische Nuntius in Quito:

„In Ecuador sind zwar in den letzten Jahren einige neue Krankenhäuser gebaut worden, doch die Zahl der Plätze auf Intensivstationen ist sehr begrenzt. Der Corona-Virus hat einen Schock ausgelöst, denn als die Regierung die Menschen aufforderte, zu Hause zu bleiben, gab es viele Probleme... Man muss sich klarmachen: In manchen Gegenden des Landes leben 60% der Menschen von dem, was sie informell als Verkäufer auf der Straße verdienen.“

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Einbruch des Bestattungswesens

Das gilt etwa für viele Einwohner von Guayaquil. In der Hauptstadt der Provinz Guayas am Pazifischen Ozean sind aktuell die meisten Corona-Infektionen und Todesfälle in Ecuador zu verzeichnen. Mit dramatischen Folgen: Krankenhäuser und Leichenhallen sind überfüllt, und weil viele Bestattungsinstitute aus Angst vor Ansteckung ihre Dienste eingestellt haben, müssen viele Familien ihre verstorbenen Angehörigen zu Hause aufbewahren. Oder auf den Straßen, wie in verschiedenen Medienberichten in diesen Tagen zu sehen war. Der Nuntius schildert im Interview mit Radio Vatikan, wie sich das Virus in Ecuador ausbreitete.

„Es mag ja sein, dass Covid-19 tödlich ist, aber wenn ich nichts verkaufe, verhungern meine Kinder.“

„In Guayaquil wurde ein erster Corona-Fall aus Spanien eingeschleppt, eine Frau, die herkam, um den Karneval in Ecuador mit ihrer Stammfamilie zu feiern. Sie kam ohne Symptome und steckte innerhalb von 15 Tagen die gesamte Familie und Nachbarschaft an. Die Infektionen stiegen rasant an. Guayaquil ist eine Küstenstadt, es ist dort sehr warm, die Menschen verbringen den Tag auf der Straße, viele arbeiten als Verkäufer. Dass diese zu Hause bleiben, ist nur schwer möglich. Ein Mann beschrieb das so: ,Es mag ja sein, dass Covid-19 tödlich ist, aber wenn ich nichts verkaufe, verhungern meine Kinder.’ So sieht es aus: Es ist ein schreckliches Drama.“

Tagelöhner ohne Lohn

Die momentane wirtschaftliche Schwäche Ecuadors erschwere den Kampf gegen Covid-19 zusätzlich, berichtet der Nuntius weiter. Nach Einstellung staatlicher Subventionen für Treibstoff hatte es im Herbst letzten Jahres breite Proteste in der Bevölkerung gegeben. Seitdem sei das Land „wirtschaftlich weit zurückgefallen“, so Erzbischof Carrascosa Coso. Die politische Krise zog wirtschaftliche Einbußen nach sich, was sich jetzt in der Corona-Pandemie bemerkbar mache.

Angesichts der verschärften Armut und Notlage, in die viele Menschen in Ecuador jetzt geraten, bemüht sich die katholische Kirche gemeinsam mit anderen Institutionen und gesellschaftlichen Kräften darum, die schlimmsten Folgen abzumildern. Erzbischof Carrascosa Coso hofft, dass diese Zusammenarbeit dem Land auch nach der Corona-Krise erhalten bleiben – immerhin mache man in dieser Hinsicht derzeit gute Erfahrungen.

„Positiv in Ecuador ist insgesamt, dass wir versucht haben, Synergien zu schaffen. Zum Beispiel arbeiten das Ministerium für wirtschaftliche und soziale Eingliederung, das Lebensmittel zu verteilen hat, Supermarktbesitzer, die einen Beitrag leisten wollen, und andere Bürger zusammen. All diese Kräfte haben sich zusammengeschlossen, und die Kirche versucht, nicht nur ein Bestandteil dieser Realität zu sein, sondern auch dabei zu helfen, solche Synergien zu schaffen. Und ich denke, das kann auch in Zukunft so bleiben.“

Neue Synergien

Um den Gläubigen Mut zu machen, hatten sich der Nuntius, die Bischöfe und engagierte Gläubige für die Karwoche in Ecuador etwas Besonderes einfallen lassen. Als Vertreter des Papstes segnete der Nuntius am Gründonnerstag vom Hubschrauber aus - mit dem Allerheiligsten im Flugzeugbauch - fünf Diözesen des Landes: Quito, Ibarra, Latacunga, Ambato und Riobamba. Inspiriert zu der Aktion habe sie Papst Franziskus’ außerplanmäßiger Urbi et orbi-Segen vom leeren Petersplatz.

„Tief bewegt und dank der Sensibilität des Heiligen Vaters konnte ich diese Städte segnen und alle Menschen, die so viel leiden, in die Hände des Herrn legen. Jesus Christus, wenn auch von oben, in diese leidende Welt gebracht zu haben, schien mir das Beste zu sein, was wir für die Menschen tun konnten.“

(vatican news – pr)

 

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13. April 2020, 22:38