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Piacenza hat im Gedenken an die Cornavirusopfer seine Flaggen auf Halbmast gesetzt. Rechts im Bild: Bürgermeisterin Barbieri. Piacenza hat im Gedenken an die Cornavirusopfer seine Flaggen auf Halbmast gesetzt. Rechts im Bild: Bürgermeisterin Barbieri. 

Italien: Kommune öffnet Friedhof für muslimische Tote

Das Coronavirus schaut nicht auf Alter, Geschlecht oder Religion. Iyad Aldaqre war Muslim – und eines der jüngsten Opfer, das die Corona-Pandemie bisher in Italien gefordert hat. In Piacenza, wo der Vater einer fünfjährigen Tochter verstorben ist, trauern Muslime wie Katholiken um den jungen Wissenschaftler. Nun hat die Bürgermeisterin auf dem Gemeindefriedhof 30 Plätze für verstorbene Mitglieder der muslimischen Gemeinschaft geschaffen.

Francesca Sabatinelli und Christine Seuss - Vatikanstadt

Es ist einer dieser Todesfälle, die so absurd scheinen, dass der Schmerz darüber umso stechender ist. Der aus Syrien stammende Wissenschaftler Iyad Aldaqre lebte zwischen Mailand und Piacenza und war erst 32 Jahre alt, als er von Covid-19 dahingerafft wurde. Er war verheiratet und Vater einer fünfjährigen Tochter. Vor seiner Viruserkrankung war er kerngesund. In Piacenza, der Geburtsstadt seiner Frau Francesca, hatte er sich so gut eingelebt, dass er sogar den örtlichen Dialekt gelernt hatte – und hier wird er nun auch begraben, nachdem auf dem Gemeindefriedhof Platz für 30 Gräber für Tote muslimischen Glaubens geschaffen wurden. Die Entscheidung der Bürgermeisterin fiel nach dem Tod des jungen Wissenschaftlers, der in Piacenza eine neue Heimat gefunden hatte.

Zum Nachhören

„Der Aspekt, den ich an dieser ganzen Geschichte herausheben möchte, ist die absolute Spontaneität, mit der das alles geschehen ist“, sagt gegenüber Radio Vatikan Iyads Witwe Francesca Bocca Aldaqre. Die italienische Theologin lehrt arabische Sprache und Kultur in Mailand und leitet das Institut für Islamische Studien Averroè in Piacenza. „Die Bürgermeisterin hat sich persönlich für diese Öffnung eingesetzt. Sie war selbst in Quarantäne und hat diese Entscheidung in der Zeit ihrer Isolation getroffen.“

„Sich endlich als Teil der Stadt fühlen“

Eine Entscheidung, die von der gesamten islamischen Gemeinschaft mit großer Anerkennung quittiert wurde und die „uns in einem Moment, der uns alle dazu zwingt, uns einsam zu fühlen, endlich als Teil unserer Stadt fühlen lässt,“ betont Francesca Bocca Aldaqre. Der Vorschlag, für die Toten der muslimischen Gemeinschaft einen Platz in den Friedhöfen einzurichten, wo sie in Richtung Mekka begraben werden könnten, kam vom Sprecher der muslimischen Gemeinden in Italien, Yassube Baradai. Persönlich hatte er sich dann bei der Bürgermeisterin von Piacenza für das Begräbnis des jungen Wissenschaftlers eingesetzt. Die Lösung: 30 Plätze auf dem örtlichen Friedhof, darunter auch für Iyad Aldaqre. „Es wird schön sein, ihn dort besuchen zu können“, erklärt Francesca, auch weil sich dieser Teil des Friedhofs in dem Stadtteil befindet, in dem auch die muslimische Gemeinde ihren Sitz hat. „Ihn besuchen zu können, wenn die Gebetszeiten sind, ist wirklich eine große Erleichterung.“

Gemeinsames Gebet aller Freunde

Iyads Familie lebt in Syriens Hauptstadt Damaskus. „Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander, und wir haben diese Tage gemeinsam durchlebt. Es ist schon der zweite Sohn, den sie verlieren, der andere ist im Krieg umgekommen, aber sie waren sehr stark und haben mich in diesen Tagen sehr unterstützt.“ Gemeinsam mit Francesca trauern die katholischen und muslimischen Freunde ihres Mannes, die am Tag nach seinem Tod per Skype ein Rosenkranzgebet und ein Totengebet organisiert haben.

„Aus dem Schmerz etwas machen“

Für Francesca kann ihr Mann Iyad auch als Beispiel dafür dienen, wie Trauer und Schmerz alle vereinen, unabhängig von ihrem Glauben. „Im vergangenen Jahr habe ich mit der Diözese Piacenza für einige öffentliche Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Dokument über die Geschwisterlichkeit unter den Menschen zusammengearbeitet. Mein Mann war mit unserer Tochter bei allen Veranstaltungen dabei. Er war fest davon überzeugt, dass man eine konkrete Geschwisterlichkeit anstreben muss. Die Unterschiede zwischen den Religionen bleiben bestehen, er selbst war ein gläubiger, praktizierender Muslim. Aber er war davon überzeugt, dass Freundschaft, Gemeinschaft und Zusammenleben die Schlüssel dafür sind, wie Zusammenleben gelingen kann. Das gilt aber nur, wenn wir uns wirklich dafür einsetzen, etwas aus dem Schmerz zu machen - und uns nicht von der Panik überwältigen lassen.“

(vatican news)

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03. April 2020, 12:03