Kolumbien: Wie die Kirche gegen Armut und Corona kämpft
Stefanie Stahlhofen und Gabriella Ceraso - Vatikanstadt
Erst im März hatte die katholische Kirche in Kolumbien die Lage im nordwestlichen Bezirk Chocó angeprangert, in dem die Bevölkerung besonders unter der Gewalt illegaler bewaffneter Gruppen, wie Guerillas, Paramilitärs und Drogenkartellen leidet. Anfang April forderte die kolumbianische Bischofskonferenz angesichts der Corona-Pandemie einen Waffenstillstand. Doch Gewalt ist weiter an der Tagesordnung:
„Es gibt weiter Auseinandersetzungen zwischen gewissen Guerillagruppen und Drogendealern; eine bedeutende Gruppe der gesellschaftlichen Führer bekommt Morddrohungen und andere sind getötet worden. Die humanitäre Lage sorgt uns angesichts der Konflikte und der Gewalt weiterhin sehr. Nun vermischen sich zwei Sachen: Auf der einen Seite die Gewalt, auf der anderen die Corona-Pandemie. Dieses Jahr haben wir ein Ostern erlebt, an dem sehr viele Leute litten, viele ihr Kreuz trugen. Sie müssen die Auferstehung finden, den auferstandenen Christus finden“, berichtet Bischof Héctor Fabio Henao Gaviria, Direktor des Nationalen Sekretariats der Sozialpastoral im Gespräch mit Radio Vatikan.
Kirche startet landesweiten Solidaritäts-Aufruf
Die Kirche vor Ort hat dieses Jahr ihre Osteraktion, die zum 39. Mal stattfand, der Hilfe angesichts der Corona-Pandemie gewidmet, erzählt der Kirchenmann:
„Wir haben im ganzen Land einen Solidaritäts-Appell gestartet , damit die Gesellschaft sich der Armen annimmt und all jener, die besonders unter den Folgen der Pandemie leiden. Wir haben unsere Diözesen in vier Gruppen aufgeteilt, die sich um die dringendsten Bereiche kümmern: Zunächst ist da das Problem der Lebensmittelversorgung. Wir wissen, dass viele Menschen Hunger leiden und nicht arbeiten können. Also kümmert sich eine Gruppe des Bistums darum, dass die bedürftigsten Familien mit Lebensmitteln versorgt werden. Wir versuchen, als Kirche für die Leute da zu sein, den Armen nahe zu sein.“
Neben der Versorgung mit Lebensmitteln sind weitere Schwerpunkte demnach Hilfe für Familien und alte Menschen, besonders einsame Leute und alle, die keine Arbeit haben oder obdachlos sind:
Obdachlose und Gewalt in Familien
„Eine zweite Maßnahme betrifft Menschen, die auf der Straße leben: In vielen Städten, besonders in den Kleinstädten Kolumbien, gibt es kaum Notunterkünfte für sie; sie wissen nicht, wo sie hin können und sind deshalb besonders gefährdet, sich mit dem Virus anzustecken. Daher haben die Bistümer mehrere Aufnahmezentren für Obdachlose geöffnet, um ihnen Sicherheit zu bieten.“
Die Bistümer haben sich außerdem besonders des Themas Gewalt in Familien angenommen, da sich aufgrund der Ausgangssperre vielerorts das Drama häuslicher Gewalt verstärkt. Kolumbiens Kirche will hier mit einer Aufklärungskampagne sensibilisieren und durch psychosoziale Dienste und mit gezielten Seelsorgeangeboten helfen, berichtet Bischof Héctor Fabio Henao Gaviria.
„Die größte Sorge bereiten uns all jene, die kein soziales Netz haben und sich wirklich allein und verlassen fühlen. Oft sind dies alte Leute und Menschen mit finanziellen Problemen.“
Wie die katholische Kirche in Kolumbien in der aktuellen Lage hilft, darüber informiert auch eine Internetseite des Sekretariats der Sozialpastoral. Dort sind nicht nur Initiativen der Ortskirche zu finden, sondern auch, wie die Kirche Lateinamerikas Unterstützung angesichts der Corona-Pandemie bietet und was die Weltkirche tut.
(vatican news - sst)
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