Afrika: Rückkehr in die Kirchen zwischen Hoffnung und Angst
Federico Piana und Anne Preckel - Vatikanstadt
Dass es in Elfenbeinküste jetzt wieder möglich ist, öffentliche Messen unter Beachtung aller Präventionsauflagen zu feiern, sei für die Gläubigen ein „Moment der Hoffnung“, berichtet der Missionar Leopoldo Molena, der seit vielen Jahren in Elfenbeinküste wirkt, im Interview mit Radio Vatikan.
Elfenbeinküste: Fünf statt zwei Messen
Aufgrund der Anti-Corona-Maßnahmen dürften jeweils nicht mehr als 200 Personen eine Messe besuchen, die Kontrollen seien sehr streng. Vor Hintergrund des üblicherweise übergroßen Andrangs von Gläubigen auf die Gotteshäuser habe die Kirche die Messfeiern vervielfacht, so Pater Morena:
„In Elfenbeinküste, wie mehr oder weniger in ganz Afrika, sind die Messen sehr überfüllt. Deshalb hat man beschlossen, sie zu vervielfachen, wobei die Obergrenze der Gläubigen pro Messfeier und der nötige Sicherheitsabstand eingehalten werden. Wo vorher zwei Messen stattfanden, werden jetzt fünf gefeiert. Auf diesem Kontinent fließen die Kirchen vor Gläubigen über.“
Wehmütig ist der Missionar allerdings, wenn er an die pastoralen Dienste der Kirche denkt – die lägen derzeit praktisch brach, bedauert er. Priester und Gemeinden hätten fast alle Aktivitäten diesbezüglich eingestellt: „Wir hoffen, dass wir auch in diesem Fall bald zur Normalität zurückkehren können“, so Morena.
Die Zahl der bestätigten Infizierten in Elfenbeinküste liegt derzeit bei 2.366. An dem Virus starben in dem Land 30 Menschen, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem aktuellen „Bericht zur Lage“ festhält.
Niger: Islamistischer Terror auch in Corona-Zeit
Im westafrikanischen Binnenstaat Niger gibt es mit 943 zwar weniger bestätigte Corona-Fälle, aber die Zahl der Toten liegt bei über 60. Die kleine katholische Gemeinschaft in dem islamisch geprägten Land erlebe die Wiedereröffnung ihrer Kirchen als Zeichen der Hoffnung, berichtet der Missionar Vito Girotto aus der Hauptstadt Niamey.
Das habe aber nur teils mit Einleitung der „Phase zwei“ im Kampf gegen Corona zu tun, berichtet der Geistliche. Die Lage der Christen vor Ort sei durch den Terror der islamischen Sekte Boko Haram verschärft, die auch in der Corona-Zeit ihre Anschläge nicht eingestellt habe. Im Osten Nigers, der Grenzregion zu Burkina Faso, kommt es immer wieder zu gewaltsamen Übergriffen. Dazu Pater Girotto:
„Im Dorf Bomoanga ist vor über einem Jahr ein Missionar, Pater Luigi Maccalli, entführt worden, der sich immer noch in der Hand seiner Peiniger befindet. Seine Ordensbrüder hatten auf einem kleinen Hügel ein Kreuz für ihn aufgestellt, das vor wenigen Tagen abgerissen wurde. Dieser Krieg in Stücken geht auch in diesen Tagen weiter.“
Auch Morde hat es gegeben und einen Angriff auf die Dorfschule. In diesem Kontext spende es den Menschen Hoffnung, wieder die Messen besuchen zu dürfen – wenn der Kirchbesuch aber auch mit Angst verknüpft sei vor neuen Anschlägen.
Schwer sei es für die Gläubigen, sich infolge der Anti-Corona-Maßnahmen bei diesen Begegnungen nicht berühren zu dürfen, berichtet der Pater weiter.
„In Afrika sind die Symbolhandlungen der Liturgie sehr wichtig. Eine große Schwierigkeit für die Menschen besteht darin, sich während der Feier nicht grüßen zu können. Umarmungen, Händeschütteln – all das ist hier sehr wichtig. Und so schauen wir im Moment des Friedensgrußes also derzeit alle schweigend Sekunden lang auf das Tabernakel.“
(vatican news – pr)
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