Jemen: Eine dreifache Katastrophe nimmt ihren Lauf
UNICEF und Care schlagen Alarm: Der Jemen, der bereits durch jahrelangen Krieg gezeichnet ist, steht angesichts der unaufhörlichen Gewalt, der wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der damit einhergehenden schlimmen Armut sowie der Coronavirus-Pandemie vor einer Dreifachkatastrophe. Die Hilfswerke äußerten sich mit Blick auf die nächste (virtuelle) Geberkonferenz, die am kommenden 2. Juni stattfindet.
80 Prozent der jemenitischen Bevölkerung (24,1 Millionen Menschen) sind derzeit auf humanitäre Hilfe angewiesen, die Hälfte von ihnen Kinder. Eine halbe Million Minderjähriger leidet derzeit unter akuter Unterernährung und bräuchte dementsprechende medizinische Behandlung, während rund 3.500 Minderjährige in dem Konflikt als Kindersoldaten missbraucht werden und 8.600 getötet oder verletzt wurden, hält das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in seiner Aussendung von diesem Freitag fest.
Während der Schulbesuch der Kinder schon vor dem Konflikt stark beeinträchtigt war, ist dieser nun mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie vollständig zum Erliegen gekommen, warnt UNICEF. Die Hilfe, die die Organisation bereits jetzt leiste, sei unter diesen Umständen jedoch nicht ausreichend: „Wir brauchen mehr Hilfe“, so das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Die Geberkonferenz vom 2. Juli, die von den Vereinten Nationen und Saudi-Arabien organisiert wurde, müsse deshalb dringend Resultate bringen, so UNICEF-Generaldirektorin Henrietta Fore: „Vor allem aber brauchen wir Frieden“, so der dringende Appell der Organisation.
Hilfen müssen sichergestellt sein
In das selbe Horn stößt die Hilfsorganisation CARE Deutschland, die seit langem mit Nothelfern im Jemen aktiv ist. Auch die deutsche Bundesregierung müsse ein Signal dafür setzen, dass „die internationale Gemeinschaft die notleidenden Menschen im Jemen nicht alleine lässt,” so das Hilfswerk an diesem Freitag. Dafür müssten die Hilfsleistungen „mindestens in gleicher Höhe beibehalten” werden, angesichts der aktuellen Covid-19-Pandemie „sollten zudem zusätzliche Gelder für den Kampf gegen den Virus bereitgestellt werden“, betont der Generalsekretär von CARE Deutschland, Karl-Otto Zentel:
„Bereits vor Ausbreitung von Covid-19 war die Situation im Jemen die schwerste humanitäre Krise der Welt. Neben Krieg, Hunger und Cholera befindet sich das Land jetzt auch noch im Würgegriff einer weltweiten Pandemie. Die medizinische und sanitäre Versorgung im Jemen ist fast komplett zerstört. Die Menschen im Land können es sich nicht leisten, sich durch Ausgangssperren und Kontaktverbote vor einer Ansteckung zu schützen, sie müssen ihre Häuser verlassen, um Geld zum Überleben zu verdienen. Ihnen muss gerade jetzt geholfen werden, mit Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung und dem Aufbau von sanitären Einrichtungen - dafür braucht es Geld.“
Wohl mehr Infektionen als angegeben
Derzeit seien für den Jemen 278 Covid-19-Fälle gemeldet. Doch 57 bestätigte Covid-19-Todesopfer wiesen darauf hin, dass es bereits deutlich mehr Virusinfizierte geben könnte als offiziell bestätigt, betont CARE. Eine zeitnahe Finanzierung von Aktivitäten zur Verhinderung, Eindämmung sowie der Abschwächung der Covid-19-Ausbreitung sei daher „dringend notwendig”. Ferner müsse auf die Kriegsparteien im Jemen weiter Druck ausgeübt werden, damit diese „unverzüglich einen landesweiten Waffenstilland als ersten Schritt zu einem nachhaltigen Frieden in Kraft setzen“, stimmt CARE in den dringenden Appell des Kinderhilfswerks UNICEF ein.
(pm - cs)
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